2009 wald

2009 • Malerei | Grafik

Q.Fell – Bernd Wilfer

Eger (CSSR) 1960

www.atelier-qfell.de



Q.Fell – Bernd Wilfer

In der 33jährigen Geschichte des Main-Kinzig-Kulturpreises hat es bisher keinen Künstler gegeben, der sich so aus- und nachdrücklich zur Region bekennt wie Bernd Wilfer alias Q.Fell. Seit 28 Jahren lebt und arbeitet er in der Region, obwohl man ihm immer wieder geraten hat "wenn Du mit der Kunst und von der Kunst leben willst, musst Du dorthin gehen, wo Kunst und Kultur groß geschrieben werden."

Den wohlgemeinten Rat kontert er mit der Frage "Soll das bedeuten, dass ich die Region, die ich liebe und als meine Heimat bezeichne aufgrund meiner Berufung verlassen muss?" Weiter führt er aus "auch in ländlichen Gegenden ist Kunst und Kultur ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft, denn sie bewahrt Traditionelles und vermittelt Neues. Eine gesunde Kunst- und Kulturszene ist für die Region eine Bereicherung und ein Muss für die Bevölkerung. Aus diesen Überlegungen entstand der Entschluss - nicht wegzugehen dorthin wo die Kunst groß geschrieben wird - sondern hier zu bleiben, hier zu arbeiten und hier etwas aufzubauen, was auch nachhaltig Interesse bei Kunst- und Kulturfreunden entfacht."

Der 1960 in Eger (CSSR) geborene Bernd Wilfer ist 21 Jahre alt, als er 1981 mit seiner Mutter nach Bad Soden-Salmünster-Alsberg zieht. Zuvor hat er fünf Jahre in Wiesbaden verbracht, von 1976 bis 1978 an der Fachoberschule für Gestaltung und von 1979 bis 1981 auf der Fachhochschule, wo er Kommunikationsdesign studiert.

Sein erstes eigenes Atelier baut er sich im alten Stall des Alsberger Anwesens aus. In den folgenden Jahren hat er Ateliers in der Alten Schule in Birstein, in einer Wohngemeinschaft in Kerbersdorf, auf einem Dachboden in der Alten Leipziger Straße in Gelnhausen, bezieht ein Wohnatelier in Meerholz und Werkräume auf dem ehemaligen WIBAU-Gelände in Gründau-Rothenbergen. 2005 gründet er die "Kulturstation Kaufmann" in Gelnhausen-Meerholz, hier entstehen im früheren "Gasthof Kaufmann" Studios für sieben bildende Künstler, einen Schriftsteller sowie drei Galerieräume.

Dem "Umgetriebensein" in einer geliebten Gegend entspricht Wilfers lokalengagierte Umtriebigkeit.

Seit 1983 ist er regelmäßig in Einzel- Gemeinschaftsausstellungen in der Region vertreten. 1987 ist er Mitbegründer der Gelnhäuser Künstlergruppe "eigenArt", er beteiligt sich an den "Offenen Ateliers" im Spessart 1995, initiiert 1997 "Kunst bei Petri" , wo seit nun 13 Jahren in der örtlichen Apotheke Künstler vorgestellt werden, organisiert seit 2000 die Meerholzer Kulturtage und entwickelt mit der "Kulturstation Kaufmann" und dem 2006 entstandenen "Kunstverein Meerholz" eine Plattform für Maler, Musiker und Literaten aus allen Teilen Europas.

A propos Europa: seit der Entdeckung, dass sich in Meerholz der geographische Mittelpunkt der EU befindet, beschäftigt sich Wilfer, der seit 1994 unter dem Pseudonym Q. Fell arbeitet, öffentlich und kreativ mit dem Thema. Zuerst entsteht 2007 die Skulptur am EU-Mittelpunkt, dann die dazugehörige Säule im Main-Kinzig-Forum, 2009 folgt die Installation "Gästebuch am EU-Mittelpunkt". Außerdem entwickelt er die Bilderserien "EU Quadratmeter" und 2009 die "Randnotizen vom Mittelpunkt".

Man sieht, sein Organisationstalent ist gleichermaßen omnipräsent wie seine Talente in den Bereichen Malerei, Graphik, Design, Installation und der von ihm entwickelten Technik der Copyfrottage.

Das Spektrum reicht von einem Entwurf für die Gestaltung des Autokreisels an der "Eisernen Hand" in Gelnhausen, über eine "komplette Kunstidentität" für die Kreiswerke des Main-Kinzig-Kreises bis zu einem Altarkreuz für die Bergkirche in Niedergründau. Dazu kommen noch die Bilderzyklen "Fensterbilder", "Räume im Schloss Langenselbold", "Engel werden immer seltener" und "Gelbe Spaßgirls", letztere sind Copyfrottagen, eine Q. Fell-Spezialität bestehend aus Einmaldrucktechnik und ihrer Übermalung. Sein Kollege und Freund Matthias Kraus (Kulturpreisträger von 2003) schreibt dazu sehr treffend "Q. Fell greift vorurteilsfrei in die Kiste der Kulturgeschichte. Mit seiner Technik des Sampelns kreiert er neue Kombinationen. Aus verschiedenen Wahrheiten entsteht so eine neue Wahrheit. Hier verteilt ein Künstler sein Fell. Nehmt euch die Fetzen, die ihr ergattern könnt und seid dankbar dafür."