Kulturpreis 2024
Die Bewerberzahl um den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises war in diesem Jahr wieder hoch, was die Auswahl für die Fachjury nicht gerade einfacher gemacht hat. Am Ende fiel die Entscheidung dennoch deutlich aus: Den Preis erhalten der Graveur, Medailleur und Kupferstecher Michael Otto aus Rodenbach und der ursprünglich aus Jossgrund stammende Sänger Lukas Schmidt. Zudem wird der Hanauer Kulturverein mit dem Sonderpreis ausgezeichnet. Der Kulturpreis ist mit 15.000 Euro dotiert, gestiftet von den Sparkassen.
Die feierliche Verleihung findet am 15. November um 19 Uhr im Main-Kinzig-Forum statt.
„Die Preisträger decken in diesem Jahr eine interessante Vielfalt an künstlerischem Schaffen im Main-Kinzig-Kreis ab“, erklärte Landrat und Jurymitglied Thorsten Stolz. „Michael Otto betreibt ein Kunsthandwerk, in dem es in Deutschland kaum noch Kunstschaffende gibt, erst recht nicht mit dieser Professionalität und Präzision, die ihm schon zahlreiche Auszeichnungen eingebracht haben. Mit Lukas Schmidt verleihen wir einem großartigen Musiker den Kulturpreis, das sich als hochtalentiertes Kind des Kreises durch die Förderstrukturen junger Musiker im Kreis weiterentwickelt hat und längst auf den großen Bühnen singt, seine Heimat aber im Herzen trägt und hier auch noch auftritt.“
Einen Dank richtete der Landrat im Namen des Kreisausschusses an die 13-köpfige Jury unter Vorsitz von INK Sonntag-Ramirez Ponce, die sämtliche Vorschläge prüfe und mit großem Interesse und Sachverstand gegeneinander abwäge. Dem Dank an die Jurymitglieder schloss sich INK Sonntag-Ramirez Ponce an. „Der Kreis zeichnet in diesem Jahr Kultur aus, die bewegt und berührt, festhält und erinnert, die zusammenbringt und unterhält und die ihrerseits Kunst eine Plattform bietet“, fasste sie die Entscheidung zusammen. Neben den beiden Hauptpreisträgern erhält der Hanauer Kulturverein den Sonderpreis.
Michael Otto, Jahrgang 1966, kam über die Arbeit des Vaters, selbst Graveur, und die der Mutter, ihres Zeichens Grafikerin, früh in Berührung mit Kunst und seiner späteren Spezialisierung. Er besuchte die Staatliche Zeichenakademie in Hanau und erlernte dort den Beruf des Graveurs, Medailleurs und Kupferstechers. Dieser handwerkliche Beruf erfordert ein hohes Maß an Kreativität, sensible Genauigkeit und Können. 1997 legte er die Meisterprüfung ab.
Mit seinem Vater gründete er 1991 das Atelier für Münz- und Medaillengestaltung und schuf in den folgenden zehn Jahren im Auftrag von großen Münzhandelshäusern über 100 Münzen für mehr als 40 Nationen und mehr als 200 Medaillen zu geschichtlichen Motiven in Deutschland. Gleichfalls entstanden Serien von in Handarbeit gravierten und gedruckten Miniaturkupferstichen aus der Region. Die größten Erfolge erzielte Michael Otto mit der Teilnahme an den Wettbewerbsausschreibungen der Bundesregierung zur Erlangung von offiziellen und Sondermünzen der Bundesrepublik Deutschland.
Seit 2000 leitet Michael Otto hessenweit die einzige Ausbildungsklasse für Graveure und gibt sein Wissen und seine Kunst engagiert an junge Menschen weiter. „Michael Otto trägt maßgeblich zur Bewahrung dieser Kulturschätze bei. Seine eigenen Kreationen, die im Main-Kinzig-Kreis entstehen, gelangen zudem weit über das Kreisgebiet hinaus ins Bundesgebiet und wandern sozusagen täglich von Bürgerhand zu Bürgerhand“, begründete Thorsten Stolz die Jury-Auswahl.
Die fertigen Werke von Michael Otto gehen von Rodenbach um die Welt, mitunter von Bürgerhand zu Bürgerhand: Er hat schon mehrere hundert Medaillen und Münzen gestaltet, für bundesdeutsche und internationale Auftraggeber.
Lukas Schmidt legte die Grundlagen für seine Gesangskarriere im Main-Kinzig-Kreis, mittlerweile singt er an der Wiener Staatsoper. In seine Heimatregion zieht es ihn jedoch immer wieder, so beispielsweise in diesem Jahr im Rahmen der Opernakademie in Bad Orb.
Lukas Schmidt hat als Junge in Jossgrund im Musikverein Oberndorf als Altsaxophonist angefangen und bei vielen Konzerten und Unterhaltungsauftritten mitgewirkt. Über den Musikleistungskurs am Grimmelshausen Gymnasium Gelnhausen führte sein Weg zum Schulmusikstudium an die Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt, wo sein besonderes Gesangstalent entdeckt wurde. So wechselte er in die Gesangsklasse von Prof. Thomas Heyer.
In seiner Heimatregion hatte er bereits viele Auftritte bei Opernproduktionen, zum Beispiel in Bad Vilbel und Bad Orb. Auch sang er als Solist bei diversen Konzertprojekten ambitionierte Tenorpartien, so zum Beispiel vergangenes Jahr bei der Aufführung der Carmina Burana im Sendesaal des Hessischen Rundfunks. Schmidts wohl größter Karriereschritt war die Aufnahme in das Opernstudio der berühmten Wiener Staatsoper. Dort tritt er seit zwei Jahren in vielen Rollen unter bedeutenden Dirigenten auf.
„Lukas Schmidt hat eine bemerkenswerte Karriere als Tenor erreicht. Er hat sich durchgesetzt mit großem Talent und unbändigem Fleiß und den Weg vom Main-Kinzig-Kreis an die Staatsoper in Wien geschafft. Bemerkenswert ist, dass er trotzdem gerne und verlässlich in seine Heimatregion zurückkehrt und auch unsere Kulturlandschaft unterstützt und bereichert“, so Thorsten Stolz. So tritt Lukas Schmidt trotz seines Umzugs nach Wien beispielsweise auch in diesem Jahr wieder bei der Opernakademie in Bad Orb im August auf. Er zeichnet sich durch eine hervorragende Stimmführung und Stimmtechnik aus und hat dabei eine starke Bühnenpräsenz. Selbst gefürchtete Tenorpartien präsentiert er überzeugend und sicher.
Der Hanauer Kulturverein erhält den Sonderpreis. Seit 1994 betreibt der 1977 gegründete Verein die Remisengalerie im Schloss Philippsruhe. Im seinerzeit noch nicht renovierten Remisengebäude wurden die ersten Ausstellungen organisiert. Seit diesen Anfängen wurde die Galerie kontinuierlich aufgebaut und bietet heute regionalen und auch internationalen Kunstschaffenden einen professionellen Rahmen, um sich zu präsentieren.
Eine ganze Reihe an Kulturpreisträgern des Main-Kinzig-Kreises war ebenfalls schon zu Gast in der Remisengalerie oder haben dort ihre erste Ausstellung erhalten. „Der Hanauer Kulturverein hat einen Schwerpunkt in der Nachwuchsförderung. Schulklassen können die Ergebnisse ihrer Arbeiten aus dem Kunstunterricht präsentieren. Da ist es wenig verwunderlich, dass so mancher viel beachtete Künstler aus der Region in seiner Laufbahn schon einmal die Plattform Remisengalerie nutzen durfte.
Besonders toll ist die Kontinuität und die ständig weiterentwickelte Professionalität der Galerie, eben zu Gunsten der heimischen Kunstwelt“, sagte Thorsten Stolz zur Entscheidung der Jury.
Der Sonderpreis des Kulturpreises geht an den Hanauer Kulturverein. Unser Foto zeigt den aktuellen Vorstand, von links: Rachel Brendel (Beisitzerin), Peter Pätzold (Beisitzer), Annette Schulmerich (Öffentlichkeitsarbeit), Maria Dorn (Vorsitzende), Udo Reckmann (2. Vorsitzender), Robert Elbe (Beisitzer), Renate Ostermeier (Beisitzerin), Andrea Pätzold (Finanzen) und Klaus Dorn (Geschäftsführer).