Page 98 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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1997Barbara Rao-KargHermagor 1946 – Ludwigsburg 200198Ausschnitt aus der Werkgruppe SPINDELN 1993 Installation im Schloss WächtersbachHänge- und Stellmustern und er- gänzte die optischen Impressionen mit akustischen Effekten. Mittels der Kombination von Materialien mit Farbenspiel, Licht und elektroni- schen Klängen löste sie die Objekte aus ihrem ursprünglichen Kontext, entfremdete sie von ihrer Funktion und eröffnete neue Dimensionen der Wahrnehmung.Ein herausragendes Beispiel für diese Vorgehensweise bildete 1992 – 93 die „Werkgruppe Spindeln“, die sie während des 1. Ronneburg Sym- posions Bildender Künstler schuf. Die ehemalige Spinnstube der Burg, Raum der Frau, Raum der lebendi- gen Arbeit, verwandelte sie mit 4.021 variablen Teilen in einen Ort umfas- sender Sinnlichkeit. „Aus einer hin- teren Kammer,“ – so die Schilderung im Katalog –, „bevölkerten 4000 Spinn- spulen die lange, enge Stube. Dichtan dicht, aber ohne erkennbare Ord- nung, bedeckten die – zuvor in einer Autolackiererei blau gesprühten – Miniaturkegel, den gesamten Boden (...) Flirrende Reflexionen auf den morbiden, kalkweißen Wänden und helle Lichtringe auf den Öffnungender Spulen spielten mit den Tönen der Klanginstallation, die beim Betreten der Türschwelle ausgelöst wurde (...) Barbara Rao-Karg verband mitder Spule die Simultaneität des sonst Unterschiedenen. Die Spule als Zeichen der Spinnstubengeschichte, die Spule als Turm, die Spule als Synonym für die geistige Tradition der Burg, die blaue Spule als Metapher der meta- physischen Suche nach Freiheit und„Eigentlich sind meine Arbeiten unmissverständlich, auf Deutlichkeit angelegt. Ich bearbeite, was der Tag mir zuträgt. Nichts Extravagantes, sondern Gefundenes in Farbe, Form, Geschichte, Spuren, Erahntes, Gewuss- tes, Bewusstes, Gesehenes, Erlebtes, Klangräume, Objekte. Bilder erzählen von meiner Wirklichkeit. Wenn je- mand daran anknüpfen kann, habe ich meine Arbeit gut gemacht. Wenn nicht – arbeite ich trotzdem weiter“.Dies schrieb Barabara Rao-Karg 1998 in dem Katalog zu der Ausstel- lung „luft-dicht“ anlässlich des 10jährigen Bestehens der Kunst- werkstatt Nidderau als Kommentar zu ihrer Arbeit „Herrn Sloters Gartenstühle.“Die Künstlerin ließ sich zu ihren Installationen von Fundstücken an- regen, deren Formen veränderte sie mit Farben, kombinierte sie zu25 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES


































































































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