Page 8 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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Aloys Lenz: Der Kulturpreis – wie alles anfingEnde der 60er und Anfang der 70er Jahre entstand in vielen Städten und Gemeinden des Main-Kinzig- Kreises eine große Zahl von Heimat- und Geschichtsvereinen. Mit der Einrichtung einer Heimatstelle am 1. Februar 1976 zur Koordinierung und Dokumentation der Aktivitäten dieser Vereine war der Main-Kinzig- Kreis einer der ersten Kreise in Hessen, der dafür eine eigene haupt- amtlich geleitete Anlaufstelle schuf. Er hat damit einen kulturhistorisch bemerkenswerten Akzent gesetzt.Jetzt galt es, auch die Öffent- lichkeit auf die Bedeutung der langjährigen heimatkundlichen Forschungen und darüber hinaus zugleich auf die außergewöhnlichen Leistungen von Künstlerinnen und Künstlern innerhalb des Kreisge- bietes aufmerksam zu machen und ihre Arbeit zu würdigen.Als Vorsitzender des Kultur- politischen Ausschusses bzw. als kulturpolitischer Sprecher der CDU- Kreistagsfraktion habe ich deshalb im April 1976 im Kreistag den An- trag eingebracht, einen „Kultur- preis des Main-Kinzig-Kreises“zu verleihen: „Der Preis wird für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Heimatpflege, der Volkskunde, der Bildenden Kunst, der Musik, der Literatur oder ähn- licher künstlerischer, wissenschaft- licher oder kunsthandwerklicher Bereiche verliehen, die einen un- mittelbaren Bezug zum Main- Kinzig-Kreis haben.“Eine entsprechende Satzung, die gemeinsam mit Künstlern und Kulturpolitikern ausgearbeitet wur- de, war Bestandteil des Antrages. Die mehrheitliche Annahme dieser Initiative wurde gleichsam zur Geburtsstunde des Kulturpreises des Main-Kinzig-Kreises, der inzwi- schen zum 25. Mal verliehen wurde. Er war zunächst mit 4.000,– DM (ca. 2.000,– €) aus Mitteln des Kreishaushaltes dotiert und sollte nur alle zwei Jahre verliehen wer- den. Die Teilung des Preises wurde grundsätzlich als Option festge- schrieben.1976 wurde ich von den Mit- gliedern der Kulturpreisjury zum Vorsitzenden gewählt und hatte diese Funktion bis 1988 inne. Die erste Preisverleihung erfolgte im gleichen Jahr, in dem der 300. Todes- tag des bedeutendsten Gelnhäuser Dichters Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen gefeiert wur- de. Die ursprüngliche Idee, den Preis nach ihm oder den Brüdern Grimm zu benennen, wurde aus verschiedenen Gründen wieder verworfen. Kurze Zeit später schuf die Stadt Hanau einen Literatur- preis, den sie nach den bekanntes- ten Söhnen ihrer Stadt „Brüder- Grimm-Preis“ benannte.Die Schaffung des Kulturprei- ses, dessen Erfolg niemand vorher- sehen konnte, war von Anfang an ein Experiment. Seine Auslobung wurde zunächst durchaus skeptisch begleitet, von einigen auch einwenig süffisant belächelt. Es war übrigens damals durchaus die ernst- gemeinte Intention der Antrag- steller und auch der Jurymitglieder mit der öffentlichen Verleihung des Preises und der Würdigung der Person des Preisträgers einen Bei- trag zur Integration des neuge- schaffenen Großkreises zu leisten.Es zeigte sich sehr schnell, dass es eine Großzahl von ehrenamt- lichen Heimat- und Geschichtsfor- schern, aber auch von anerkannten Kunstschaffenden gab, die seit Jahren oder gar Jahrzehnten über ihren Heimatort hinaus im Kreis- gebiet und in der Region Anerken- nung gefunden hatten. Die meisten wurden immer wieder erneut zur Preisverleihung vorgeschlagen. So wuchs die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber bzw. die Kandidaten- vorschläge von Jahr zu Jahr. Ob- wohl der zweijährige Turnus der Verleihung festgeschrieben war, wurde der Preis jedoch jährlich verliehen. Zudem entschied sich die Jury von Anfang an, den Preis jeweils zu teilen. Nur zweimal wurde in den ersten 10 Jahren der Hauptpreis einem Einzelnen zu- erkannt.Schon nach kurzer Zeit erwies sich das Preisgeld in Höhe von 4.000,– DM (ca. 2.000,– €) im Hin- blick auf die zunehmende öffent- liche Bedeutung des Preises als äußerst bescheiden. Es ist mir schließlich gelungen, den Direktor der damaligen Kreissparkasse


































































































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