Page 104 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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1998Szenen ausDREI FREUNDE104er seit 1990 mit den Tischfiguren erarbeitet. Das sind Schlenkerpuppen mit beweglichen Köpfen und Glie- dern, die er mit einer Hand an der Rückseite hält; als Bühne dient ihm ein Tisch, hinter dem er sitzend oder stehend mit seinen Kreationen agiert. Oft beginnt er, in dem er einen Dialog mit ihnen – zuweilen auch mit dem Publikum – führt, im Spielverlauf tritt er dann als Per- son immer mehr zurück und wird zum Medium.Zum Figurenspiel ist Norbert Wöller erst auf Umwegen gekom- men. 1958 in Heusenstamm bei Offenbach geboren, beginnt er nach dem Realabschluss eine Lehre als Elektroniker, sattelt um, erlernt das Schreinerhandwerk und schließt die Ausbildung 1978 mit der Gesellen- prüfung ab. Er wird Tischler in der Requisitenabteilung der Städtischen Bühnen Frankfurt und erlebt dort die Inszenierung von Igor Strawin- skys Ballett „Petruschka“, in demPuppen zum Leben erweckt werden. Norbert Wöller ist fasziniert und weiß nun, was er unbedingt werden will: Puppenspieler.Er nimmt Kontakt zu Karl Magersuppe, dem Gründungsvater der „Holzköppe“ in Steinau an der Straße, auf, kann aber eine Stelle dort nicht antreten, weil er zunächst seinen Zivildienst ableisten muss. Danach gründet er seine eigene Gruppe, die „Butzlumbe“, ein Ma- rionettentheater, das politisch-agita- torisch arbeitet und vehement emanzipatorische Inhalte vermittelt.Seit 1991 ist Norbert Wöllermit seiner Familie in Hasselroth zu Hause, ein Domizil, das heißt: eine Aufführungsstätte für sein Offen- bacher Figurentheater hat er dort nicht. Die Alte Zehntscheune von Neuenhaßlau war dafür einmal im Gespräch, aber aus den Plänen wurde mangels Fördermitteln nichts Kon- kretes ...25 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES