Page 101 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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Faxe MüllerBurgjoß 1963Der Keil ist in Faxe Müllers Arbeiten ein immer wiederkehrendes Element. Er ist für ihn Sinnbild für den Kopf. Eine archaische, reduzierte Form, die schon in der afrikanischen Kultur, aber auch von den Kubisten genutzt wurde. „Seine Keilkörper erinnern an afrikanische Skulpturen,“ befand auch die Kunsthistorikerin und Künstlerin Barbara Rao-Karg anlässlich einer Ausstellungseröff- nung von Faxe Müllers Objektenim Alten Rathaus von Marköbel- Hammersbach, „aber auch an bildhauerische Arbeiten von Picasso, Modigliani und Brancusi. Sie alle haben mit den formalen, das heißt mit äußeren Elementen fundamen- taler, geometrischer Einheiten gearbei- tet, wie sie in biologischen Modellen zu finden sind. Seine Arbeiten beset- zen einen Raum, in dem sich Geo- metrie und lebendige Form erfolgreich treffen.“Seine bevorzugten Ausstellungs- räume sind die Natur, wo seine Skulpturen der Witterung ausge- setzt sind und von ihr verändert werden. Der dadurch bedingte Zer- fallsprozess ist einkalkuliert. Seine Arbeiten sind somit Zeitdokumente, die durch das verwendete Material und die Bearbeitung, die Farb- gebung, den Arbeitsprozess, die Form, den Inhalt, die Zersetzung lesbar sind.„Was bewegt einen jungen Mann, im Spessart, Skulpturen zu schaffen? Einem ganz „normalen“ Leben Un- regelmäßigkeit, finanzielle Unsicher-1998heit, wenig gesellschaftliche Akzeptanz entgegenzusetzen?“ fragt Landrat Eyerkaufer in seiner Laudatio zum Kulturpreis 1998. „Ich kann nicht anders. Ich muss mit Holz, mit Metall arbeiten, ausprobieren und experimen- tieren,“ antwortet der damals 35jäh- rige Künstler, Ehemann und Vater von zwei kleinen Buben.Faxe Müller stammt aus einer Arbeiterfamilie und hat fünf Ge- schwister. Nach der Schulzeit, die er im Joßgrund und in Bad Orb absolviert, macht er eine Lehre als Industriemechaniker. Er ist 15 Jahre alt, als er seine Ausbildung in Frankfurt antritt, mit seinem Bruder dort in einem Wohnheim lebt und lernt sich in das Großstadt- undBerufsleben zu integrieren. Nach der Lehre will er in den Adler-Werken weiterarbeiten, doch die Fabrik wird kurzfristig geschlossen. So kehrt Faxe Müller in das Kinzigtal zurück, verdingt sich als Schlosser in Gelnhausen und leistet in den anschließenden Jahren seinen Zivil- dienst ab. Danach will er sich gern zum Holzbildhauer ausbilden lassen, weil ihn der handwerkliche Umgang mit der Materie mehr und mehr interessiert.Aber er bekommt keinen Aus- bildungsplatz, weil er bereits zu alt ist, andere bezahlbare und in Frage kommende Schulen bescheinigen ihm, dass er mittlerweile ihr Ab- schlussniveau überschritten hat.KEILKÖRPER STAHL II 2000Stahl geschweißt, geschliffen 180x165x32 cm10125 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES


































































































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