2000 • Kunst
Sigrid Schraube
Nürnberg 1947
Theodor-Heuss-Str. 6 • 61137 Schöneck
Sigrid Schraube
Sie hängen von Bäumen und tanzen im Wind, sie verwandeln einen Raum in eine Sphärenwelt oder lagern schwer wie Wackersteine am Boden – und doch sind sie leicht, wie eben nur Papier.
Sigrid Schraubes Arbeiten sind zumeist aus handgeschöpftem Papier, dem sie alles Traditionelle und Bekannte nimmt, bis es autark wird. Immer wieder zeigen ihre Skulpturen, Bilder und Installationen, dass nichts so ist, wie es erscheint. Sie stellt ihr Papier meist aus Fasern der heimischen Pflanzenwelt her und verwendet selbstgeschürfte Erdpigmente für ihre Malerei. Häufig steht das gewählte Material in direktem Bezug zum Thema des Arbeitszyklus.
So schöpfte sie während des 1. Ronneburg Symposions Bildender Künstler 1992 aus gewaschenem Pferdemist und Hafer fünf konkrete Pferdehinterteile, versehen mit echten Schwänzen. Sie bewegten sich still im gotischen Gewölbe der Burg. Zusammen mit einer abstrakten Version des Themas "Rückblick" gerieten sie zu einem ironischen Zitat auf Ross, Reiter und Rittertum. Nicht nur im mittelalterlichen Gemäuer hat sie Kollegen und Besucher in Staunen und Begeisterung versetzt.
Gegen starke internationale Konkurrenz gewann sie 1993 auf der "Triennale internationale du Papier" in Charmey, Schweiz, den 1. Preis. Mit der Technik des vegetabilen Papyrus, die die gelernte Papiermacherin revolutionierte, schuf sie erstmals ein 3-dimensionales Objekt, einen Hut aus Rote Rübe Papyrus, der die Attraktion der Papierkunst-Ausstellung des Goldstein-Design Museums in Minnesota, USA, wurde.
Schon in ihrer Kindheit wird Sigrid Schraube mit zeitgenössischer Kunst und moderner Gestaltung vertraut gemacht. Ihr Vater war Grafiker, Art Direktor und Fotograph. Sie geht in Nürnberg, Düsseldorf und Hanau zur Schule und verbringt ein Jahr mit einem Auslandsstipendium in Kansas City, Missouri. Zurückgekehrt aus USA absolviert sie ein Volontariat in einer Großdruckerei, um anschließend an die Akademie der Künste nach Nürnberg zu gehen. Hier studiert sie Angewandte Grafik bei Professor Walter und beschäftigt sich intensiv mit Aktzeichnen, Malerei und Schriftgestaltung.
Nach dem Studium baut sie sich ein eigenes Atelier auf und arbeitet als Freie Grafikerin. Bei der Suche nach einem Material, das ihren Ansprüchen nach "Be-Greifbarkeit" entspricht, wendet sie sich den handgeschöpften Papieren zu und entschließt sich, die Herstellungsmethode selbst zu erlernen.
Ihr erster Lehrer wird Helmut Frérik, dessen Arbeitsweise mit alltäglichen, heimischen Pflanzenfasern ihrem eigenen Empfinden sehr entspricht. Bei Viviane Fontaine in der Schweiz lernt sie die verschiedenen asiatischen Schöpfmethoden mit östlichen Fasern, in Ägypten bildet sie sich fort und verblüfft selbst den Erfinder des vegetabilen Papyrus, Dr. Hassan Ragab, mit ihrer ungewöhnlichen Technik.
Arbeiten von ihr sind in renommierten Museen und Ausstellungsorten in Australien, Japan, Kanada, Italien, Ungarn, Holland, Polen, Finnland, USA, Schweden und Dänemark zu bewundern.
In der Region ist sie in Ausstellungen und Projekten in Nidderau und Schöneck, in der Synagoge Schlüchtern, auf der Ronneburg, in Hochstadt, bei der Kunstaktion Meilerbrand während des Spessartprojektes sowie in der Kunststation Kleinsassen vertreten. Ihr Wissen gibt sie in Workshops weiter, die sie unter anderem im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, in der Sommerakademie in Marrakesch, Marokko, und in der Abbazia di Spineto in Italien anbietet. Seit vielen Jahren leitet sie außerdem Kurse der Kunstwerkstatt Nidderau e.V., deren Vorsitzende sie seit 1995 ist. Für 2002 plant sie Präsentationen unter anderem in Australien, USA und Korea sowie eine Teilinstallation bei den Erdspielen II in Nidderau und zu Frank Leissrings "Gesang der Pyrène" im Rahmen des Kultursommers Main-Kinzig-Fulda in Hanau.