1996 schwandt

1996 • Bildhauerei

Eckard Robert Schwandt

Demmin 1942

Philippsruher Allee 13 A • 63450 Hanau



Eckard Robert Schwandt

Eckard Robert Schwandt ist Maler, Computergrafiker und Kulturbeauftragter der Freunde der Ronneburg, vor allem aber ist er Bildhauer.

In Mecklenburg-Vorpommern geboren, wächst er "richtig auf dem Dorf auf" in einem Elternhaus, "das mit Kunst nicht viel zu tun hat". Obwohl es im Zuge der Kollektivierung der Landwirtschaft gesellschaftlich opportun ist, als Jugendlicher auf dem Land zu bleiben, schafft der junge Schwandt den Sprung in die Stadt. Er zieht in die Nähe von Berlin und eruiert seine Zukunftsmöglichkeiten. Mit 24 Jahren bewirbt er sich an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und ist unter Hunderten von Aspiranten einer von fünf, die aufgenommen werden. 1968—1973 durchläuft er dort eine traditionelle künstlerische und handwerklich fundierte Ausbildung. Nach dem Studium geht er nach Magdeburg, wo er als freier Künstler arbeitet.

Er trifft dort auf eine große Gruppe von Kollegen, die, wie er, neu anfängt und die sich im Lauf der 1970er Jahre einige Freiräume erkämpft. Als die politische Situation in den 1980er Jahren wieder restriktiver wird, stellt er 1984 einen Ausreiseantrag und wird 1986 "aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen."

Er zieht nach Hamburg und beginnt noch einmal ganz von vorne. Er lässt sich als Computergrafiker ausbilden und übernimmt 1989 eine Stelle als Dozent für Computergrafik in Mönchengladbach. Im gleichen Jahr stellt er zum erstenmal in der Galerie 88 in Hanau aus. 1990 übersiedelt er nach Hanau-Steinheim, wo er im Nähefahrtsweg mit seiner Frau das letzte Haus vor der Mainaue bezieht, sich in einer alten Scheune ein Atelier einrichtet und daran geht, sich intensiv mit der Bildhauerei zu befassen.

Seine Skulpturen werden 1991 auf der Ronneburg, 1992 in der Galerie 88 und 1993 in der Galerie "Hinter den Zäunen" bei Susanne Melchert und Jürgen Wölbing gezeigt, parallel dazu erscheint das Künstlerbuch "Keilzeit". 1994 präsentiert er seine "Böhmischen Strukturen" in Südfrankreich, 1995 auf der Ronneburg und 1996 im Schloss Steinheim.

Eckard Robert Schwandt bezeichnet seine Arbeiten als "abstrakte Materialcollagen", oft sind es gespaltene Holztorsi, in die er — anstelle von Köpfen — farbige, rohe Brocken aus Industrieglas, Eisen oder Gestein eingekeilt hat. "Mir geht es darum, existentielle Spannungen auszudrücken," sagt er, "Holz ist organisch, symbolisiert das Biologische des menschlichen Körpers. Der Stein des Kopfes ist anorganisches Material, steht für das Geistige, das Denken."

Obschon er mit den verwendeten Materialien nicht zimperlich umgeht — Holz wird mit der Kettensäge bearbeitet, brutal gespalten oder mit Eisen beschlagen, die Fund- und Bruchstücke aus Glas, Marmor oder Felsgestein werden in die Spalten getrieben und gepresst —, wirken seine Plastiken fragil und archaisch.

Die Zerbrechlichkeit resultiert einerseits aus der enormen Spannung, die Schwandt zwischen den gegensätzlichen Werkstoffen erzeugt, und andererseits aus der Platzierung seiner Skulpturen auf hohen Stelen.