1992 • Maskentheater
Angelika und Thomas Kippenberg
Leutkirch 1955 – Schlüchtern 2016
München 1957
Angelika und Thomas Kippenberg
Spektakuläres Agieren mit Masken und Schwellköpfen kombinieren die Mitglieder des Wiener Masken- und Musiktheaters mit musikalischen Genüssen von Mozart bis Joe Cocker. Sie stellen damit die Hör- und Sehgewohnheiten ihres Publikums in Frage und manchmal auch auf den Kopf. Ihre akustischen Kapriolen nähern sich dem legendären Impetus des Frankfurter Kurorchesters, das Konzept und die Choreografie ihres Maskentheaters gemahnen an das Living Theatre und das US-amerikanische Bread and Puppet Ensemble der 1970er Jahre.
Initiatoren des Wiener Masken- und Musiktheaters sind Angelika und Thomas Kippenberg. Der Werdegang der Truppe entspringt aus ihrer Liebesgeschichte. Angelika Kippenberg, gebürtige Allgäuerin, studiert in Stuttgart und Wien Musik im Fachbereich Solointrument Geige. In der Klasse des noch jungen Professors Kovacic entsteht die Idee, mit neuen Formen des Musiktheaters zu experimentieren, um die verkrusteten Strukturen und hölzernen Darbietungsformen in der Kammermusik aufzubrechen. Während einer Auslandstournee lernt sie am Strand von Jamaika ihren späteren Mann Thomas kennen. Der Münchner, ebenfalls Geiger, verlässt daraufhin seine Heimatstadt, er wechselt nach Wien zum weiteren Studium und beginnt bei den Wiener Symphonikern zu spielen. Das Paar spinnt den Ansatz einer neuen Präsentationsform weiter, es erlernt Maskenbau und Maskenspiel und entwickelt eigenwillige Schwellköpfe, um seine Musikakteure deutlicher zu charakterisieren.
Sie schließen ihre Studien mit dem Privatlehrer- und Konzertexamen ab und konzentrieren sich auf den Aufbau ihres Ensembles. Das erste Stück, ein Kindertheater mit dem Titel "Der Zauberer Asriak" führt das Wiener Masken- und Musiktheater 1985 im Rahmen der Festwochen im Wiener Schlosspark auf. 1986 entsteht das Musikkabarett "Body und Nobody", eine parodistische Nummernfolge über alltägliche Abhängigkeitsverhältnisse im Musikbetrieb.
Ihre dritte Inszenierung heißt "Albolina, das eitle Burgfräulein". Sie eröffnen mit der ökologisch und feministisch orientierten Aufführung im Oktober 1992 die 2. Hanauer Kinderkulturwoche im Comoedienhaus.
Das Paar ist mittlerweile nach Schöneck gezogen, das Ensemble besteht aus zehn Frauen und Männern: einer Pantomimin, einem Sozialpädagogen, einem Goldschmied, einer Lehrerin, zwei Geigern, zwei Cellisten, einem Oboisten und einem Schlagzeuger. Sie arbeiten eng zusammen mit der Deutschen Kammerphilharmonie, deren Mitglied Angelika Kippenberg seit 1987 ist. Mit dem Komponisten Claus Kühnl entsteht 1991 das Stück "La petite morte". Das Ehepaar gründet außerdem das "bellArte"-Ensemble in Kilianstädten und bereichert das Leben in der Gemeinde mit Vorstellungen und Konzerten.
1992 übersiedeln Angelika und Thomas Kippenberg mit ihren beiden Kindern Elena und Leander auf das Hofgut Ahlersbach, dem "12. größten" Stadtteil von Schlüchtern. Die Renovierung des historischen Gemäuers verschlingt im folgenden Jahrzehnt Energien und Finanzen. Für ein festes Einkommen sorgt Angelika Kippenberg mit einem Engagement bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, mit der die Violinistin weltweit auf Tournee geht. Thomas Kippenberg kümmert sich in dieser Zeit um die Kinder, um Haus, Hof und Restaurierung. Außerdem gibt er Geigenunterricht und lehrt musikalische Früherziehung. Um das Wiener Masken- und Musiktheater wird es in dieser Zeit recht still. Nun, da die Kids größer und die Renovierungsarbeiten fast abgeschlossen sind, kann und will sich das Künstlerpaar wieder mehr auf die Theaterarbeit konzentrieren.
Das neue Kabarettprogramm heißt "Künstleragentur Madame Tütü", ist im Jahr 2000 entstanden und wird als work in progress von den Mimen weiterentwickelt. Zum neuen Repertoire gehören zudem noch drei Kinderstücke, eines davon gestaltet von und mit Tischfiguren. Neben fünf bis zehn Aufführungen pro Monat bieten die Kippenbergs Animation und Kurzprogramme mit Masken und Kostümen bei Festen, Messen und Einweihungen und wollen sich künftig wieder verstärkt auf Festivals im In- und Ausland präsentieren.