Helmut Funke
Helmut Funke wurde im Hanauer Volksmund "Nebelfunke" genannt, weil auf vielen seiner Bilder Gewässer in Dunst getaucht, Gebirge in Nebel gehüllt waren und manch Himmel grau in grau über Wald und Flur lag. Er war ein Meister der Darstellung herbstlicher und winterlicher Landschaften, "im Haus meiner Großeltern hing eine Ansicht der Wilhelmsbader Allee, wie sie in Eis, Schnee und Matsch versank, wir Kinder nannten die Arbeit liebevoll das ‚Gummistiefelbild‘". Wilhelmsbad, wo Helmut Funke mit seiner Ehefrau und Muse Goldina jahrzehntelang lebte, war ein beliebtes Motiv in Funkes Oeuvre. Die Niederungen des Mains und die Ufer der Kinzig inspirierten ihn und es faszinierte ihn das unberührte Mittelgebirge der Rhön mit kargen Bergrücken und weiten Fernblicken.
In einer Würdigung anlässlich seines 70. Geburtstages hieß es treffend: "Der Schlüssel zum Verständnis von Funkes Malerei liegt auch in der Person selbst. Denn der Künstler Helmut Funke ist ein "Verzauberter", verzaubert von der Natur, von dem Spiel der zahllosen Formen und Farben, von der Eigenart all ihrer Landschaften, von dem jeweiligen Charakter der Jahreszeiten, vom Zusammenklang der verschiedenen Elemente."
Aber Funke war nicht nur Grau- und Nebelmaler, viele Studienreisen führten ihn in die Kulturmetropolen Europas und des Vorderen Orients. Dort entstanden pittoreske Städtebilder mit Marktszenen, Straßenzügen und Hafenmotiven mit pulsierendem Leben.
Wenn auch der Naturalismus zeit seines Lebens sein bevorzugter Stil war, so befasste er sich zuweilen auch mit der klassischen Moderne, experimentierte mit abstrakten Formen oder setzte Motive in kubistischer Manier um.
Vielseitig und begeisterungsfähig, wie er war, hat er sogar ein Buch mit Tierfabeln für Kinder geschrieben.
Helmut Funke wurde 1908 in Herne, Westfalen, geboren. Seine künstlerische Ausbildung bekam er im Kunstgewerbemuseum Flensburg, 1931—32; in der Städtischen Kunstschule Ulm, 1933; an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, 1934—37. 1936 wurde er als Student ausgewählt, Wandbilder im Olympischen Dorf in Berlin zu gestalten. Nach dem Studium arbeitete er als Gebrauchsgrafiker und war Preisträger verschiedener Wettbewerbe. 1940 ließ er sich in Hanau als freischaffender Künstler nieder, 1945 war er der erste Maler, der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine Kunstausstellung in Hanau organisierte. 1946 war er Mitbegründer des Berufsverbandes Bildender Künstler in Frankfurt und Initiator einer Sektion des Verbandes in Hanau; aus ihr ging später der Künstlerbund Simplicius hervor.
In Hanau hatte er bis 1984 über 30 Einzelausstellungen, in 36 weiteren Einzelausstellungen präsentierte er sich außerhalb seines Wohnortes, darunter 1952 im Kunstverein Frankfurt und 1960 im Deutschen Kulturinstitut in Kairo. Er war außerdem an vielen Gemeinschaftsausstellungen im In- und Ausland beteiligt.
1960 brachte der Hessische Rundfunk eine Atelier-Reportage über ihn, 1973 zeigte die Hessenschau an seinem 65. Geburtstag einen Filmbeitrag. Zum 70. Geburtstag 1978 wurde ihm von seinen Freunden ein Bildband gewidmet und das Hessische Fernsehen übertrug ein Werkstattgespräch mit ihm. 1980 kaufte das Historische Museum Frankfurt ein Ölgemälde von ihm an.