1982 · Heimat- und Zeitgeschichtliche Forschung
Alfred Kühnert
Schweina 1919 - Warburg 2000
Alfred Kühnert
Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft Ende 1945 wurde er im April 1946 mit der Verwaltung der Schulstelle Oberzell beauftragt. Die Entscheidung, sich im Westen eine Existenz aufzubauen, begründete er damit, dass er sich "ein Leben unter einer neuen Zwangsherrschaft nicht mehr vorstellen (konnte)."
Als Schriftsteller und Heimatkundler trat Alfred Kühnert seit 1967 an die Öffentlichkeit, er verfasste Festschriften sowie Beiträge zum Heimatkalender. 1973 übernahm er die Schriftleitung des "Bergwinkel-Boten", die er bis 1998 innehatte. 1975 begann er mit der Herausgabe der Reihe "Bergwinkel Studien". Hier erschienen: "Im Land der armen Hansen" (Volkskundliche Betrachtungen), "Fast vergessene Berufe" (Berufs- und Wirtschaftskunde) "Erlittene Geschichte" (Heimatgeschichte des Bergwinkels). Der vierte Band "Aus Ällers Lade geholt" mit den Themen Liedgut, Mundartgedichte, Anekdoten, Kinderspiele, Spruchweisheiten, Märchen, Glaube und Aberglaube, Speisekarte der armen Leute, Erzähler des Bergwinkels, Käuze und Originale kam 1983 heraus.
Auch die Reihe "Bergwinkel-Erinnerungen" war Alfred Kühnerts Werk. Hier entstanden die Titel "Blick in enge Gassen" (1993), "Von Amtmännern, Pfarrherren und Schulmeistern" (1994) und "Über Volksglaube, heile Natur und Kriegswirren" (1995). Jahrzehntelang war er nebenbei Freier Mitarbeiter der regionalen und überregionalen Presse, er verfasste mehr als 1000 Beiträge für die Kinzigtal-Nachrichten, über 150 Artikel für die FAZ und etwa 50 für die Würzburger Main-Post.
In einer Würdigung beschrieb Ernst Müller-Marschhausen im Bergwinkel-Boten von 1999 die Kriterien, von denen sich Kühnert leiten ließ. Danach wird Heimatgeschichte begriffen als "Geschichte der schöpferischen Einzigartigkeit jedes menschlichen Schicksals und der Transzendenz geschichtlicher Abläufe, Geschichte von unten, in der sich geschichtliche Stoffe aus der Perspektive kleiner Leute präsentieren, und Geschichte, die populärwissenschaftlich und unterhaltsam darzustellen ist in der guten Tradition Johann Peter Hebels."
Der "Kalendermann" wurde für seine Verdienste 1981 mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen und 1982 — neben dem Kulturpreis — mit dem Ehrensiegel der Gemeinde Sinntal ausgezeichnet. Im Juni 1994 wurde die frühere Nickusstraße in Oberzell in Alfred-Kühnert-Straße umbenannt.
Am 1. Juli 2000 starb der beliebte "Bergwinkler" in seinem Wohnort Warburg in Nordrhein-Westfalen.