2015 • Kulturanbieter / KUKI Schlüchtern
Heide Buhmann und Hans-Peter Haeseler
*1954 / *1953
Heide Buhmann und Hans-Peter Haeseler
Laudatio auf Heide Buhmann und Hanspeter Haeseler
Heute sind wir nicht im Kinosaal. Das Licht bleibt an, das Geraschel von Chipstüten bleibt aus. Das beste Format, um eine Laudatio auf ein Ehepaar zu halten, das sich um Kino und Kultur und insbesondere um Kulturkino auf dem Lande verdient gemacht hat, wäre eigentlich... sie erraten es... ein Film.
Aber ich arbeite heute lieber mit dem Mittel der Überraschung und halte tatsächlich eine Rede. Eine Rede über die Faszination Kino, über Mut, Tatkraft und die Überzeugung, dass wir Träume in Wirklichkeit verwandeln können.
Diese Faktoren zeichnen das Wirken von Heide Buhmann und Hanspeter Haeseler aus.
Und dafür bekommen sie heute einen Sonderpreis. Herzlichen Glückwunsch!
Heute blicken wir mit den beiden auf 22 Jahre ununterbrochene Kino- und Kulturarbeit im Main-Kinzig-Kreis zurück. Was einst in Schlüchtern begann, das strahlt heute in die gesamte Region. Das Kino in der ehemaligen Synagoge Schlüchtern wurde Kult, fand weitere Höhepunkte mit Kinovorstellungen an besonderen Orten im schönen Main-Kinzig-Kreis und entwickelte sich fort zu einem Kino- und Kleinkunstfestival im Zirkuszelt, das seit 2011 jedes Jahr Tausende Besucher nach Schlüchtern lockt.
Auch wenn der wunderbare Kinosaal in der Synagoge vor einigen Jahren verlassen werden musste – KUKI hat sich auch außerhalb dieses Raums als zukunftsfähig erwiesen. Weil KUKI Zukunft gestaltet. Heide Buhmann und Hanspeter Haeseler haben es geschafft, einen Zukunfts-Traum Wirklichkeit werden zu lassen, der von vielen getragen wird, und der viele unendlich bereichert. Sicher ist ihnen dabei ihre Erfahrung im Verlagswesen zu Gute gekommen: Der von den beiden gegründete und lange betriebene Rockbuch-Verlag steht für wunderbare Lieder- und Notensammlungen, aber auch für außergewöhnliche Musiker- und Bandporträts. U2, Greenday, Robbie Williams, Kylie Minogue und viele mehr – mit allen sind Heide Buhmann und Hanspeter Haeseler zusammengekommen und haben entdeckt, was die Künstler berührt. Und warum ihre Musik die Menschen berührt.
Genau diese kulturellen und gleichzeitig zutiefst menschlichen Kontakte und Erfahrungen fließen auch in die Vereinsarbeit ein. KUKI steht für Kulturkino – und ist ein Markenzeichen geworden. KUKI ist Synonym für eine Kino- und Eventkultur mit Niveau und Esprit, realisiert mit unglaublich hohem bürgerschaftlichen Engagement in einer eher ländlich geprägten Region. Der KUKI-Verein Schlüchtern steht für Kino und Kultur von Menschen für Menschen.
Kino und Kultur mit solchem Charme und so berührend, dass prominente Gäste des KUKI-Sommerfestivals wie Iris Berben, Axel Prahl, Volker Schlöndorff und viele mehr vom KUKI-Spirit angesteckt werden.
Woran liegt das? Sicher an der Faszination Kino, die gemeinsames Erleben und kollektives Berührt-Werden möglich macht, wo DVD und Internet versagen. Sicher aber auch am Mut und der unglaublichen Einsatzbereitschaft von Heide Buhmann und Hanspeter Haeseler.
Sie haben über mehr als zwei Jahrzehnte Menschen mit ihrer Begeisterung angesteckt, Ressourcen vernetzt und Themen angestoßen, die offenbar den Nerv der Bevölkerung trafen und treffen.
Der geschützte Raum Kino bot und bietet allen die Möglichkeit, eine Reise zu machen in die Welt der Emotionen, der Extreme, des Anderen. Ich kann mich sicher und bequem im Dunklen in meinem Kinosessel zurücklehnen und gefahrlos Neues erkunden. Was hat das Geschehen auf der Leinwand mit mir zu tun? Was berührt mich, was schreckt mich? Könnte ich mir vorstellen, selbst in einer solchen Lebenssituation zu sein? Kino eröffnet Horizonte und Welten. Ich kann aus mir heraus gehen, ohne dass ich befürchten muss, mich zu weit vorzuwagen oder mich gar zu verlieren. Ich kann mich einlassen – ich muss es aber nicht.
KUKI – das bedeutet, den Austausch zu Themen zu ermöglichen, die alle Menschen betreffen: Familie, Liebe, Glaube, Alter, Umwelt, Schicksal... die Liste ließe sich ins Unendliche fortsetzen. KUKI bietet einen Zugang und eine Plattform, auf der jeder selbst entscheiden kann, wovon er berührt wird oder sich berühren lassen möchte. Es sind genau diese Impulse, die Entwicklung und Veränderung befördern. Manchmal in Riesenschritten, manchmal in kleinen, behutsamen Gehversuchen.
Die wunderbare Schauspielerin Meryl Streep hat einmal gesagt: „Man soll die Zuschauer nicht belehren, sondern berühren“ – und genau das geschieht bei den Kinovorstellungen und Kultur-Events, die Kuki veranstaltet: Sie sind nah, regional, persönlich. Sie bieten Menschen die Möglichkeit, sich einzubringen und sich zu identifizieren. KUKI bedeutet ehrenamtliche Kulturarbeit par excellence. Schön, dass wir dieses Juwel im Main-Kinzig-Kreis haben!
Hättet Ihr Euch das vor 22 Jahren träumen lassen, Heide und Hanspeter? Wer KUKI hört, der denkt an KINO und KULTUR – authentisch und einzigartig. Das ging mir auch bei der Vorbereitung dieser Rede so. Und was kommt heraus, wenn wir Kino und Zukunft verknüpfen? Mir kam Folgendes in den Sinn – klar: „Zurück in die Zukunft“, dieser populäre Film, der unlängst wieder in den Mittelpunkt des Interesses rückte.
Kennen Sie noch den Dialog?
„Marty, du musst mit mir zurückkommen!“
Marty fragt: „Wohin?“
Die Antwort: „Zurück in die Zukunft!“
Sie steigen in das Auto, es hebt ab, beschleunigt, verschwindet – und lässt eine Flammenspur am Himmel zurück. Nach abermaligem Knall und Blitz tauchen sie wieder auf. Rundherum fliegende Autos, schwebende Lampen und Richtungsanzeigen am Rand der Luftfahrtstraße. Marty will wissen: „Wo sind wir? Wann sind wir?“ Der alte Mann deutet auf eine Anzeige: „Wir sind im Landeanflug auf Hill Valley, Kalifornien, um 16.29 Uhr am Mittwoch, dem 21. Oktober 2015. „Zurück in die Zukunft“ war kürzlich Thema in den meisten Redaktionen landauf, landab. „Wie viel Zukunft ist wahr geworden?“ fragte die F.A.Z. „Heute ist Marty Mc Fly in der Zukunft angekommen“, behauptete der SPIEGEL.
Wir haben heute Dienstag, den 10. November 2015, und ich sage: KUKI ist in der Zukunft angekommen und es wird die kulturelle Zukunft der Region weiterhin positiv mitgestalten.
Heide Buhmann und Hanspeter Haeseler sind nah dran an den Menschen, haben ein Gefühl dafür, was sie berührt und bewegt. Und sie können sich auf eine große Zahl von tatkräftigen Unterstützern verlassen. Denn Kunst und Kultur bedeuten auch: Stühle schleppen, Bühne bauen, Gläser spülen, Müll aufsammeln, Bardienst machen, an der Kasse stehen, Technik bedienen und so weiter und so fort. Aber zurück zum Inhalt:
Wie kann die Zukunft des Kinos in einer Zeit der rasanten Technologie-Entwicklung aussehen? Ich zitiere einen Artikel aus der Zeitschrift Neon: Um das Kinoerlebnis faszinierend zu gestalten, bedarf es in erster Linie intelligent inszenierter Filme mit deren Helden, Schurken, Themenkomplexen sich das Publikum identifizieren kann. Um den Nerv des Publikums zu treffen, gibt es jedoch kaum ein Universalrezept. Jede Zeit, jede Generation und insbesondere jedes Individuum rezipiert anders, nimmt Thematiken unterschiedlich wahr.
Wie füllt man leere Kinosäle? Indem Abstand von Materialschlachten und platter Action genommen wird. Der Zuschauer lässt sich nicht mehr nur visuell ködern, sondern vor allem lechzt er nach emotional geprägten Inhalten, die zusätzlich zu den Bildern auf der Leinwand, einen Film in seinem Kopf entstehen lassen.“
In diesem Sinne, bleiben wir emotional, lassen wir uns berühren. Ich schließe mit einem Zitat von Eleanor Roosevelt, das ich allen, aber insbesondere Heide und Hanspeter mitgeben möchte:
„The future belongs to those who believe in the beauty of their dreams.”
„Die Zukunft gehört denen, die an die Schönheit ihrer Träume glauben.“
Die Laudatio hielt Dorothee Müller, Mitglied des KUKI e.V.