Angela Bugdahl
Auf der Einladungskarte zur Kulturpreisverleihung 2005 prangen an oberster Stelle der Bildsäule Angela Bugdahls "Rote Schuhe". Die plumpen Plateau-Pumps, die hier nur in Briefmarkengröße erscheinen, haben auf dem Gemälde riesige Ausmaße. Den billigen Touch einer modischen Entgleisung, den die Original-Schuhe aus Lackleder einmal ausstrahlten, hat Angela Bugdahl mit ihrer speziellen Methode des modernen Realismus eliminiert. Monströs aufgeblasen und detailliert mit Knautschfalten, Nahtstellen, gekonntem Spiel von Glanzeffekten vor einem abstrakt-neutralen Hintergrund dargestellt, wird das Schuhwerk zum gleichermaßen faszinierenden wie provozierenden Kunstwerk.
Von 1996 bis 1998 beschäftigt sich Angela Bugdahl intensiv mit dem Fetischcharakter von roten Schuhen. Sie interpretiert Märchen, studiert Initiationsriten, befasst sich mit der erotischen Komponente der Farbe Rot, setzt sich mit Modetrends auseinander sowie mit Künstlern, die sich ebenfalls mit dem Thema Schuhe befasst haben wie van Gogh, Magritte, Warhol. 1997 stellt sie der Öffentlichkeit ein Gesamtkunstwerk vor. In der Ehemaligen Synagoge von Gelnhausen zeigt sie einen Zyklus von Gemälden roter Schuhe: die ersten Jungmädchen-Schuhe, Purpur schimmernde Velourstiefeletten, high heels mit Pfennigabsatz.... Daneben gibt es Objekte und Installationen: eine Schüssel mit roten Linsen und einem silbernen Stiefelchen als Hommage an Aschenputtel, ein Plattenspieler, auf dem sich endlos satinrote Ballettschläppchen drehen, symbolisch für das Andersenmärchen oder ein Lackschuhpaar, gefüllt mit Kaktus und Granatapfel, das sie "Adam und Eva" nennt.
Das Thema "Rote Schuhe" markiert das erste von bisher vier Projekten, die seitdem das Schaffen von Angela Bugdahl ausmachen.
Von 1998 bis 2000 führt sie einen Dialog mit der amerikanischen Pop Art. Auch in dieser Arbeitsphase beleuchtet Angela Bugdahl ihr Sujet von allen Seiten, befasst sich mit den Pop-Stars der Bildenden Kunst und deren gesellschaftspolitischen wie massenkultur-kritischen Implikationen.
Im Mai 2000 präsentiert sie ihre eigene Pop Art im Museum Schloss Philippsruhe. Weiter geht es in den folgenden Jahren mit dem Projekt "Made in Germany" zum Thema Markenzeichen. Massenprodukte wie Gummibärchen oder Druckknöpfe nimmt sie in dieser Serie unter die Lupe. Sie wird 2004 im Deutschen Markenpatentamt in München zur Schau gestellt. Suppenkasper, Zappelphilipp, Paulinchen und andere Protagonisten des hessischen Autors Dr. Heinrich Hoffmann interpretiert sie neu in ihrer Bildreihe "Struwwelpeter". Während die Schwerpunkte wechseln, bleibt ihr Stil unverkennbar. Sie bezeichnet ihn als "Modernen Realismus" und grenzt sich damit bewusst vom Fotorealismus ab. Stilmittel sind nach wie vor die enorme Vergrößerung der Alltagsgegenstände, Licht-Schatten-Kontraste, neutrale Hintergründe. Zuweilen wählt sie extreme Ausschnitte, manchmal kombiniert sie Objekte und stellt damit spannungsvolle Zusammenhänge her.
Angela Bugdahl stammt aus Ungarn, wo sie 1943 geboren wird, zur Schule geht und eine technische Ausbildung macht. 1966 heiratet sie und übersiedelt zu ihrem Mann nach Deutschland, seit drei Jahrzehnten lebt das Paar in Hanau. Zwischen 1975 und 1980 nimmt sie an verschiedenen Privatschulen Zeichenunterricht und beschäftigt sich im Selbststudium mit Ölmalerei. 1980 wird sie als freischaffende Künstlerin Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) in Frankfurt, 1983 schließt sie sich dem Hanauer Künstlerbund Simplicius an und nimmt seitdem regelmäßig an dessen Jahresausstellungen teil. 1992 wird sie mit dem Cläre-Röder-Münch-Preis der Stadt Hanau geehrt, 2002 ist sie Preisträgerin im "Internationalen Kunstwettbewerb Natur und Zeit" anlässlich der Landesgartenschau in Hanau.
In Gruppen- und Einzelausstellungen kommen ihre Bilder ins Elsass, nach China, Norwegen, Dänemark und Österreich. In Deutschland sind sie in allen großen Städten vertreten. Gemälde von ihr befinden sich im Besitz der Städte Hanau und Frankfurt, sowie in vielen Privatsammlungen im In- und Ausland.