Page 71 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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Sabine BarthSchlitz 19651992Die Keramikerin Sabine Barth ist im klassischen Sinn und in sehr konsequenter Manier Autodidaktin. Sie hat sich die Finessen der Töpferei nach der Methode „learning by doing“ sowie aus Büchern erworben und in der Kombination von Expe- rimentieren und individuellem Studieren ihren ureigenen Stil ent- wickelt.Nach dem Abitur hat sie wenig konkrete Vorstellungen von ihrem künftigen Berufsweg und nimmt das Angebot eines Freundes, wäh- rend dessen Urlaub in seiner Kera- mikwerkstatt zu arbeiten, neugierig wahr. Allein auf sich gestellt, ohne Vorkenntnisse und Einflüsse von außen, beginnt sie sich mit der Materie Ton zu beschäftigen und bekommt Freude daran.Anschließend bewirbt sie sich erfolgreich in einer Keramikwerk- statt in Landshut, wo man statt einer traditionellen Lehre eine schulische Ausbildung absolvieren und mit dem Gesellenbrief abschließen kann. Vor dem Schulanfang leistet sie noch ein weiteres Praktikum in der Werkstatt ihres späteren Mannes, Rolf Barth, ab. Die Ausbildung in Landshut bricht sie nach drei Tagen ab, weil ihr der vereinheitlichte Schulbetrieb nicht gefällt, und kehrt in ihre „alte Werkstatt“ zu eigen- ständiger Arbeit zurück. Noch ein weiteres Mal probiert sie es mit einer Ausbildung, gibt die Unter- nehmung jedoch nach einem Vier- teljahr auf und töpfert fortan auf eigene Faust im Atelier ihres Mannes in Wächtersbach. Viele Techniken und „Drehs“ hat Sabine Barth sicherlesen oder sie hat sich neue Kenntnisse in keramischen Abtei- lungen von Museen erworben,wo sie sich von archaischen Formen und Mustern inspirieren lässt.Die besondere Eigenart ihrer Gefäße erzielt sie seit 1988 mit der Raku-Technik. Dabei werden die Werkstücke in einem Gasbrennofen bei 1.500 Grad sehr schnell (in einer halben bis eineinhalben Stunde) gebrannt, dann mit langen Zangen glühend aus dem Ofen geholt und in Sägemehltonnen nachreduziert. Hierdurch entsteht die charakteris- tische Schwarzfärbung. Anstelle von Glasuren verwendet sie gerne ver- schiedene Engoben, Erden oder Metalloxide, um die rauhe Ober- fläche des Ton zu erhalten und zu unterstreichen.7125 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES