Page 69 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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Angelika und Thomas Kippenberg1992Leutkirch 1955 | München 1957Spektakuläres Agieren mit Masken und Schwellköpfen kombi- nieren die Mitglieder des Wiener Masken- und Musiktheaters mit mu- sikalischen Genüssen von Mozartbis Joe Cocker. Sie stellen damit die Hör- und Sehgewohnheiten ihres Publikums in Frage und manchmal auch auf den Kopf. Ihre akustischen Kapriolen nähern sich dem legen- dären Impetus des Frankfurter Kur- orchesters, das Konzept und die Choreografie ihres Maskentheaters gemahnen an das Living Theatre und das US-amerikanische Bread and Puppet Ensemble der 1970er Jahre.Initiatoren des Wiener Masken- und Musiktheaters sind Angelika und Thomas Kippenberg. Der Werde- gang der Truppe entspringt aus ihrer Liebesgeschichte. Angelika Kippen- berg, gebürtige Allgäuerin, studiert in Stuttgart und Wien Musik im Fachbereich Solointrument Geige. In der Klasse des noch jungen Pro- fessors Kovacic entsteht die Idee, mit neuen Formen des Musiktheaterszu experimentieren, um die verkrus-teten Strukturen und hölzernen Darbietungsformen in der Kammer- musik aufzubrechen. Während einer Auslandstournee lernt sie am Strand von Jamaika ihren späteren Mann Thomas kennen. Der Münchner, ebenfalls Geiger, verlässt daraufhin seine Heimatstadt, er wechselt nach Wien zum weiteren Studium und beginnt bei den Wiener Symphoni- kern zu spielen. Das Paar spinnt den Ansatz einer neuen Präsentations- form weiter, es erlernt Maskenbau und Maskenspiel und entwickelt eigenwillige Schwellköpfe, um seine Musikakteure deutlicher zu charak- terisieren.Sie schließen ihre Studien mit dem Privatlehrer- und Konzert- examen ab und konzentrieren sich auf den Aufbau ihres Ensembles. Das erste Stück, ein Kindertheater mit dem Titel „Der Zauberer Asriak“ führt das Wiener Masken- und Musiktheater 1985 im Rahmen der Festwochen im Wiener Schlosspark auf. 1986 entsteht das Musikkabarett „Body und Nobody“, eine parodis-tische Nummernfolge über alltäg- liche Abhängigkeitsverhältnisse im Musikbetrieb.Ihre dritte Inszenierung heißt „Albolina, das eitle Burgfräulein“. Sie eröffnen mit der ökologisch und feministisch orientierten Aufführung im Oktober 1992 die 2. Hanauer Kin- derkulturwoche im Comoedienhaus.Das Paar ist mittlerweile nach Schöneck gezogen, das Ensemble be- steht aus zehn Frauen und Männern: einer Pantomimin, einem Sozial- pädagogen, einem Goldschmied, einer Lehrerin, zwei Geigern, zwei Cellisten, einem Oboisten und einem Schlagzeuger. Sie arbeiten eng zu- sammen mit der Deutschen Kam- merphilharmonie, deren Mitglied Angelika Kippenberg seit 1987 ist. Mit dem Komponisten Claus Kühnl entsteht 1991 das Stück „La petite morte“. Das Ehepaar gründet außer- dem das „bellArte“-Ensemble in Kilianstädten und bereichert das Leben in der Gemeinde mit Vor- stellungen und Konzerten.Szene aus:DAS PUBLIKUM6925 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES


































































































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