Page 60 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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1989601976 – 1982 lebte er freischaf- fend als Graphiker, Maler und Objektmacher in Seeheim an der Bergstrasse, seit 1982 mit Frau und zwei Kindern in Freigericht-Neuses. Er war 1976 Gründungsmitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler in Darmstadt und 1985 Gründungsmitglied des „Heidel- berger Malerkreises“.Im Main-Kinzig-Kreis und darüber hinaus wurde sein Name spätestens 1985 ein Begriff. Sein Werk „Ecce“, das einen auf dem Frankfurter Autobahnkreuz ge- kreuzigten Hasen mit Stachel- drahtkrone zeigt, führte zu einem Eklat in einer Kunstausstellung des Kreiskirchentages in Gelnhau- sen. Dass der Kirchenvorstand nachhitzigen Debatten die Arbeit ab- hängen ließ, hatte den Abbruch der gesamten Kunstschau zur Folge und löste bundesweit Aus- einandersetzungen über die Zensur der Kirche aus.„Ecce“ war später der Mittelteil einer Trilogie mit den weiteren Titeln „Nucleare Zone“ und „Tinca Tinca Mal“, bestehend aus drei verglasten Holzkästen mit präpa- rierten Kadavern vor Landschafts- reproduktionen in schwarzem Raum auf schwarzen Sockeln. Die Installation war 1990 in der Galerie „Ambiente“ in Gelnhausen und 1991 im Gothaer „Club parterre“ zu sehen. Werner Kessler kommen- tierte im Katalog zur Ausstellung:„Im Zeitalter atomarer Friedlosigkeit und organisierter Naturzerstörung kann die Aufgabe der Kunst nur subversiv sein (...) Kunst als kritische Spiegelung dessen, wozu Menschen fähig sind, und zugleich tiefempfun- dener Ausdruck dafür, wie es anders sein könnte.“„Aderlass“, eine Holzskulptur, entstanden aus dem Rumpf der gefällten historischen Rotbuche im Schlosspark Philippsruhe, war Harald Reus’ letzte derartige Arbeit. Mit dem Mahnmal wollte er demon- strieren, wie ignorant heute mit Natur und Kultur umgegangen wird. Die Anklage ging einher mit einem Symbol der Hoffnung, denn aus einem Fragment des Baum- torso schuf Reus ein Taufbecken für die evangelische Kirche von Somborn, für die er bereits drei Kirchenfenster gestaltet hatte.Außer mit dem Kulturpreis 1989 wurde Harald Reus 1992 mit dem Internationalen Syrlin-Preis ausgezeichnet.25 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES


































































































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