1993 hauke

1993 • Malerei

Olaf Hauke

Breslau 1935

Wilhelm-Thoerle-Straße 9 • 63456 Hanau-Steinheim



Olaf Hauke

Über einem Bild von Olaf Hauke steht penibel in Maschinenschrift: "Memling, Dürer, Dubuffet, Hauke — Gerhard Richter: Die ganze Kunstszene ist ein riesiges Theater der Armseligkeit, der Lüge, des Betrugs, Elends, Unsinns, der Verkommenheit, Dummheit, Frechheit. Es lohnt kein Wort darüber."

Die vernichtende Einschätzung paart Hauke mit der Aufzählung von Künstler-Koryphäen in Korrelation mit seinem eigenen Namen sowie ironischerweise 30 Worten…

In der Laudatio zum Kulturpreis fasst Landrat Karl Eyerkaufer dieses Phänomen folgendermaßen zusammen: "Bei deutlichem Selbstbewusstsein macht er von sich nur in künstlerisch verfremdeter Form das allernötigste Aufheben, besonders wenn es um seine Biographie geht." Ganz reduziert auf das Wesentliche präsentiert Hauke sich in seinen Selbstportraits auf Brustbildern von links, von vorne, von rechts, von hinten und von links mit der Bildunterschrift "Olaf Hauke, geb. 1935 in Breslau (Wroclaw), wohnt in Steinheim und Frankfurt." In einer älteren biographischen Notiz heißt es noch lapidarer: "lebt noch in Steinheim (…) und ist wahrscheinlich ein Schelm."

Olaf Hauke studiert Graphik und Buchkunst in Leipzig und lebt sehr zurückgezogen in Hanaus malerischstem Stadtteil, wechselweise in der Mainmetropole.

Er arbeitet kontinuierlich an seinem Oeuvre, seine Bilder sind gegenständlich und mit großer Sensibilität gemalt. Sie sind gedanklich anregend, um nicht zu sagen provokativ-phantasievoll, von sinnlichem Reiz, zuweilen auch bissig, zynisch.

In einem Zeitungsportrait charakterisiert Helmut Pomplun den Maler und sein Werk treffend mit den Worten: "Er schafft sich seine eigene Welt und ist bemüht, die Betrachter in Erstaunen zu versetzen, zu verblüffen, zu foppen. Hängt da ein Spiegel vor grobem Rupfen? Wo fängt der Rahmen des Bildes an, wenn es denn überhaupt einen hat? Hauke geht an die Schmerzgrenze, geht sozusagen unter die Haut…"

Kein Wunder, dass sich viele Arbeiten von Hauke in privaten Sammlungen finden, in Sonderausstellungen zu sehen sind und ihr Schöpfer renommierte Preise erhält: In Hanau werden ihm 1979, 1989 und 1998 Ausstellungen gewidmet, 1996 zeigt das Künstlerpaar Susanne Melchert und Jürgen Wölbing in seinem Kunsthaus Hinter den Zäunen eine Schau mit dem Titel "Curtius und Hauke — Textbilder und Bildtexte."

Sie reflektiert das Gemeinschaftswerk von Hauke und seiner Frau, Muse und Mitstreiterin Mechthild Curtius, einer Schriftstellerin, Filmemacherin und Literaturprofessorin (Kulturpreisträgerin 1996). Fast alle Texte in und zu den Bildern von Hauke stammen von Mechthild Curtius, deren verdichtete, derbe Sprache mit der Überschärfe seiner Werke korrespondiert. Als er im Sommer 2001 gebeten wird, für diese Dokumentation seine Vita zu aktualisieren, übersendet er folgenden "zitierfähigen" Zusatz: "Olaf Hauke, geboren 1935 in Breslau, lebt in Frankfurt am Main und in Steinheim am Main. Seit dem 11. 9. 1983 mit der Dichterin Mechthild Curtius dyadisch-diadochisch verbunden, vorher mit ihr mehr morphologisch."

Hauke erhält den großen Norddeutschen Kunstpreis der Heitland-Foundation und 1998 den Cläre-Roeder-Münch-Preis.