Isa Llagostera
Die Phantasie ist gefordert, wenn man Isa Llagosteras Arbeiten anschaut. Sie konfrontiert den Betrachter mit einer Traumwelt aus Symbolen und archaischen Motiven, sie zitiert Elemente des Jugendstils und der Klassischen Jugoslawischen Naiven, sie macht Anleihen bei Velasquez, Goya und Chagall und komponiert all dies zu poetischen, surrealen Hinterglasbildern, später führt die Auseinandersetzung mit diesen Vorbildern zu Kreationen von Stelen und Masken.
Am Beginn jedoch steht die Hinterglasmalerei. In dieser traditionsreichen Technik, die vom 14. bis zum 18. Jahrhundert ihre Blütezeit hatte, hat sie es in den 1970er und 1980er Jahren zur Perfektion gebracht. Als Volkskunst und Kunsthandwerk war die Technik noch im 19. Jahrhundert besonders in Bayern populär, wo Glasscheiben, meist mit religiösen Motiven, in Heimarbeit arbeitsteilig hergestellt wurden.
Mehr als 100 Jahre später entdeckte der Kunstmarkt in den 1960er Jahren die Hinterglasmalerei der Jugoslawischen Naiven, die von großer Farblichkeit und Detailfreude zeugte.
Während Malmaterial und Farbgebung im Lauf der Zeit wechselten, blieb eines immer gleich: erstens, das Bild entsteht seitenverkehrt auf der Rückseite, zweitens, es wird immer erst der Vordergrund konturiert und die Nuancen aufgetragen.
Abweichungen oder Korrekturen von einer einmal angelegten Komposition sind dann fast nicht mehr möglich. Isa Llagostera meistert diese Schwierigkeiten mit Bravour und versteht es bald, ihren Arbeiten räumliche Tiefe zu verleihen.
Die gleichen Symbole und Ikonografie — Schnecke, Muschel, Schwan, Katze, Stier, Frauengestalt — tauchen später auch in ihren Radierungen wieder auf, die eine konsequente Weiterentwicklung ihres bisherigen Schaffens darstellen.
Hier beweist sie, wie sensibel sie mit feinsten Linien umgehen kann, wenn sie die Form in die Platte bringt. "Suchbildern gleich geben sie dem Betrachter erst nach einer Vertiefung alle ihre Figuren und Formen preis, verschließen sich dem flüchtigen Blick", schreibt Werner Kurz 1984 in einer Ausstellungsbesprechung für den Hanauer Anzeiger.
Isa Llagostera wird als Isa Krank 1946 in Hanau geboren. Von 1963 bis 1965 studiert sie an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau Freie Malerei und Aktzeichnen bei Reinhold Ewald. Zwischen 1968 und 1976 verbringt sie längere Zeit in Spanien, Frankreich und Griechenland, ab 1972 studiert sie Bühnenbild und Raumgestaltung bei Professor Winfried Minks in Hamburg. 1975 gibt sie Kunstunterricht an der Privatschule Peter Pan in Madrid, von 1980 ist sie bis 1987 Dozentin der Volkshochschule Hanau für Glasmalerei und Naive Kunst. Zwischen 1975 und 1996 bestreitet Isa Llagostera 18 Einzelausstellungen in Madrid, Malaga, im Rhein-Main-Gebiet und im Main-Kinzig-Kreis.
1992 führt die intensive Beschäftigung mit Leben und Werk von Federico Garcia Lorca zur Kreation von Stelen, die sie als "Mondblumen" und "Mondstelen" bezeichnet und in einer Ausstellung auf der Ronneburg präsentiert. Die Poesie, die von diesen Arbeiten ausgeht, kommt aus der Spannung von "Arte Povera" und künstlerischer Raffinesse.
Auf die Stelen, an denen bereits eine starke Affinität zum darstellerischen Ausdruck von Naturvölkern zu erkennen gewesen ist, folgt die Auseinandersetzung mit Masken. Sie sind afrikanischen oder insulanischen Ahnen- und Fetischmasken nachempfunden, sind wiederum aus "Povres" wie Muscheln, Treibholz und Baststücken gestaltet und wirken wie Dämonen.
Isa Llagostera nennt sie liebevoll "meine Ungeheuer" und erklärt dazu: "Sie haben mir noch zu keinem Zauber gedient, auch zu keinem "faulen". Aber vielleicht gelingt es ihnen, diesen oder jenen Betrachter zu verzaubern, damit er ihre Botschaft versteht, um den tieferen Schichten unserer von Chrom, Plastik und falschen Fetischen überzogenen Welt näher zu kommen." Im Februar 2001 zeigt sie Stelen und Masken in einer Sonderausstellung im Hessischen Puppenmuseum.
"Eine Ahnung mystischer Kräfte liegt in den monumentalen Kompositionen," urteilt Jürgen Richter in einer Besprechung der FAZ.