Page 5 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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25 Jahre Kulturpreis des Main-Kinzig-KreisesAls der Kulturpreis vor 25 Jahren eingerichtet wurde, ahnte niemand, dass dies der Beginn einer „Erfolgs- story“ werden sollte. Über alle Parteigrenzen hinweg ist die Aus- zeichnung unangefochten und noch immer das wichtigste Element einer gezielten Kunst- und Kultur- förderung für herausragende künst- lerische Einzelleistungen.Kulturpreise spiegeln mittel- und langfristig die Perspektiven, Trends und Umbrüche in der Kultur einer Gesellschaft wider. Das vor- liegende Buch liefert dazu interes- sante Indikatoren für die kulturelle Entwicklung im Main-Kinzig-Kreis wie: Wagemut, Innovationskraft, neue Qualitätskriterien und den Vollzug von Generationswechseln, ebenso wie für Stagnation oder Konformität.Bis heute haben 66 Menschen diesen Preis erhalten. Er ist mit 6.000,– EURO dotiert und kann sich im Vergleich mit anderen Kulturpreisen, die von öffentlichen Institutionen vergeben werden, auch bundesweit sehen lassen.Es geht nicht nur um eine materielle Förderung für die Preis- träger, sondern auch um eine ideelle Förderung, die auf eine größere Publizität und einen höheren Be- kanntheitsgrad in der Region zielt. Auf der Seite der Organisatoren und der Stifter der Preisgelder verbindet man die Ehrung mit der Hoffnung auf ein breites Bündnis mit Kunstund Kultur. Denn das kulturelle Klima einer Region wird in hohem Maße von den Initiativen ihrer kreativen Bürgerinnen und Bürger getragen. Sie zu ermutigen und manchmal Unmögliches möglich zu machen, zu unterstützen und zu vernetzen sind die Grundpfeiler meiner Kulturpolitik seit 1987. So sind wir für jeden Kulturpreisträger, auch nach der Verleihung, Partner für gemeinsame Projekte, Kataloge und Ausstellungen. Kultur gestalten statt verwalten – das ist meine Devise.Wir haben uns immer umden Dialog mit den Künstlernund Kulturschaffenden bemüht, gemeinsame Projekte, die das Kennenlernen untereinander för- dern, haben für unsere Kultur- förderung Vorrang. Ich möchte in diesem Zusammenhang an die Ausstellungen der Kunstwerkstatt Nidderau, die Kulturwerkstatt Flörs- bachtal, das Ronneburg-Symposion, die Ausstellungen für experimen- telle Kunst im Kulturkeller und Schloss Wächtersbach, den mehr- tägigen Meilerbrand im Orber Wald oder auch die Erd-Spiele in Nidderau erinnern. So ist ein feines Netzwerk unter den Kultur- preisträgern entstanden, das auch in den kommenden Jahren mit Projekten auffallen wird.Der Kulturpreis profitierte von dem in den 1980er Jahren ein- setzenden Trend, als viele Künstler und Kulturschaffende aus den unwirtlichen und teuren Metro-polen auszogen und Kultur aufs Land brachten. „Avantgarde“, lange Zeit nur ein Thema der großen Städte, ist dann auch im ländlichen Raum diskutiert worden. Wir rea- gierten auf diese Entwicklung, indem wir neue Ehrungen für die Bereiche Heimatforschung und Musikpflege einführten und dadurch dem größer gewordenen Potential der Kunstschaffenden im Kreis gerechter werden konnten.So wie sich die gesellschaft- lichen Verhältnisse ändern, so wan- deln sich auch die Bedingungen und Ausdrucksformen der Kunst und Kultur. Die kulturelle Vielfalt, die in der Region ihre Heimat gefunden hat, spiegelt sich auch bei den Preisträgerinnen und Preis- trägern wider. Oft wohnen sie abseits der zentral gelegenen Städte, leben und integrieren sich bewusst in kleinere Kommunen, sie sind jünger und unkonventioneller als ihre Vor- gänger in den 1970er Jahren. Ihre Vielfalt verkörpert kreative Potenz, Phantasie und Professionalität.Die Beunruhigung, die oftmals von den heutigen Kunstformen ausgeht, wurde und wird konstruktiv um- gewandelt, sei es durch eigene kreative Arbeit oder durch sozial- politisches Engagement.Als Beispiel möchte ich die Theaterprojekte von Günther Keim auf Burg Schwarzenfels nennen, der beim „Sommernachtstraum“ und „Peer Gynt“ etwa 100 Amateure und Profis zusammenbrachte,525 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES