Page 36 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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1984Isa LlagosteraHanau 1946Die Phantasie ist gefordert, wenn man Isa Llagosteras Arbeiten anschaut. Sie konfrontiert den Betrachter mit einer Traumwelt aus Symbolen und archaischen Motiven, sie zitiert Elemente des Jugendstils und der Klassischen Jugoslawischen Naiven, sie macht Anleihen bei Velasquez, Goya und Chagall und komponiert all dies zu poetischen, surrealen Hinterglasbildern, später führt die Auseinandersetzung mit diesen Vorbildern zu Kreationen von Stelen und Masken.Am Beginn jedoch steht die Hinterglasmalerei. In dieser tradi- tionsreichen Technik, die vom14. bis zum 18. Jahrhundert ihre Blütezeit hatte, hat sie es in den 1970er und 1980er Jahren zur Per- fektion gebracht.Als Volkskunst und Kunst- handwerk war die Technik noch im 19. Jahrhundert besonders inlinks:LA BRUJAMaske 1993 Rupfen, Draht, Muscheln, afrikan. Sumpfgrasrechts:MONDSTELEN1991–92 Holz, präparierter Nessel, Draht 2,50 – 3,00 mund versteht es bald, ihren Arbeiten räumliche Tiefe zu verleihen.Die gleichen Symbole und Ikono- grafie – Schnecke, Muschel, Schwan, Katze, Stier, Frauengestalt – tauchen später auch in ihren Radierungen wieder auf, die eine konsequente Weiterentwicklung ihres bisherigen Schaffens darstellen.Hier beweist sie, wie sensibel sie mit feinsten Linien umgehen kann, wenn sie die Form in die Platte bringt. „Suchbildern gleich geben sie dem Betrachter erst nach einer Vertie- fung alle ihre Figuren und Formen preis, verschließen sich dem flüchtigen Blick“, schreibt Werner Kurz 1984 in einer Ausstellungsbesprechung für den Hanauer Anzeiger.Isa Llagostera wird als Isa Krank 1946 in Hanau geboren. Von 1963 bis 1965 studiert sie an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau Freie Malerei und Aktzeichnen bei Rein- hold Ewald. Zwischen 1968 und 1976 verbringt sie längere Zeit in Spanien, Frankreich und Griechen- land, ab 1972 studiert sie Bühnenbild und Raumgestaltung bei Professor Winfried Minks in Hamburg. 1975 gibt sie Kunstunterricht an der Privat- schule Peter Pan in Madrid, von 1980 ist sie bis 1987 Dozentin der Volks- hochschule Hanau für Glasmalerei und Naive Kunst. Zwischen 1975 und 1996 bestreitet Isa Llagostera 18 Ein- zelausstellungen in Madrid, Malaga, im Rhein-Main-Gebiet und im Main- Kinzig-Kreis.36Bayern populär, wo Glasscheiben, meist mit religiösen Motiven, in Heimarbeit arbeitsteilig hergestellt wurden.Mehr als 100 Jahre später ent- deckte der Kunstmarkt in den 1960er Jahren die Hinterglasmalerei der Jugoslawischen Naiven, die von großer Farblichkeit und Detailfreude zeugte.Während Malmaterial und Farbgebung im Lauf der Zeit wech- selten, blieb eines immer gleich: erstens, das Bild entsteht seitenver- kehrt auf der Rückseite, zweitens, es wird immer erst der Vordergrund konturiert und die Nuancen aufge- tragen.Abweichungen oder Korrekturen von einer einmal angelegten Kom- position sind dann fast nicht mehr möglich. Isa Llagostera meistert diese Schwierigkeiten mit Bravour25 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES