Page 34 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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1984 Helmut Funke Herne 1908 – Hanau 1998Helmut Funke wurde im Hanauer Volksmund „Nebelfunke“ genannt, weil auf vielen seiner Bilder Gewässer in Dunst getaucht, Gebirge in Nebel gehüllt waren und manch Himmel grau in grau über Wald und Flur lag. Er war ein Meister der Darstellung herbstlicher und winterlicher Landschaften, „im Haus meiner Großeltern hing eine Ansicht der Wilhelmsbader Allee, wie sie in Eis, Schnee und Matsch versank, wir Kinder nannten die Arbeit liebevoll das ‚Gummistiefelbild‘“. Wilhelms- bad, wo Helmut Funke mit seiner Ehefrau und Muse Goldina jahr- zehntelang lebte, war ein beliebtes Motiv in Funkes Oeuvre. Die Niede- rungen des Mains und die Ufer der Kinzig inspirierten ihn und es faszinierte ihn das unberührte Mittelgebirge der Rhön mit kargen Bergrücken und weiten Fernblicken.In einer Würdigung anlässlich seines 70. Geburtstages hieß es treffend: „Der Schlüssel zum Verständ- nis von Funkes Malerei liegt auch in der Person selbst. Denn der Künstler Helmut Funke ist ein „Verzauberter“, verzaubert von der Natur, von dem Spiel der zahllosen Formen und Farben, von der Eigenart all ihrer Landschaf- ten, von dem jeweiligen Charakter der Jahreszeiten, vom Zusammenklang der verschiedenen Elemente.“Aber Funke war nicht nur Grau- und Nebelmaler, viele Studienreisen führten ihn in die Kulturmetropolen Europas und des Vorderen Orients. Dort entstanden pittoreske Städte-bilder mit Marktszenen, Straßen- zügen und Hafenmotiven mit pul- sierendem Leben.Wenn auch der Naturalismus zeit seines Lebens sein bevorzugter Stil war, so befasste er sich zuweilen auch mit der klassischen Moderne, experimentierte mit abstrakten Formen oder setzte Motive in kubis- tischer Manier um.Vielseitig und begeisterungs- fähig, wie er war, hat er sogar ein Buch mit Tierfabeln für Kinder geschrieben.Helmut Funke wurde 1908 in Herne, Westfalen, geboren. Seine künstlerische Ausbildung bekam er im Kunstgewerbemuseum Flens- burg, 1931 – 32; in der Städtischen Kunstschule Ulm, 1933; an der Staatlichen Kunstakademie Düssel- dorf, 1934 – 37. 1936 wurde er als Student ausgewählt, Wandbilder im Olympischen Dorf in Berlin zu ge- stalten. Nach dem Studium arbeitete er als Gebrauchsgrafiker und war Preisträger verschiedener Wettbe- werbe. 1940 ließ er sich in Hanau als freischaffender Künstler nieder, 1945 war er der erste Maler, der nach dem Ende des Zweiten Welt- krieges eine Kunstausstellung in Hanau organisierte. 1946 war er Mitbegründer des Berufsverbandes Bildender Künstler in Frankfurt und Initiator einer Sektion des Ver- bandes in Hanau; aus ihr ging später der Künstlerbund Simplicius hervor.In Hanau hatte er bis 1984 über 30 Einzelausstellungen, in 36 weite- ren Einzelausstellungen präsentier- te er sich außerhalb seines Wohn- ortes, darunter 1952 im Kunstverein Frankfurt und 1960 im Deutschen Kulturinstitut in Kairo. Er war außerdem an vielen Gemeinschafts- ausstellungen im In- und Ausland beteiligt.1960 brachte der Hessische Rundfunk eine Atelier-Reportage über ihn, 1973 zeigte die Hessen- schau an seinem 65. Geburtstag einen Filmbeitrag. Zum 70. Geburts- tag 1978 wurde ihm von seinen Freunden ein Bildband gewidmet und das Hessische Fernsehen über- trug ein Werkstattgespräch mit ihm. 1980 kaufte das Historische Museum Frankfurt ein Ölgemälde von ihm an.3425 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES