Page 15 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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Karl MagersuppeKassel 1900 – Steinau 1981Karl Magersuppe ließ die Puppen tanzen: Prinzessinnen, Könige, Rot- käppchen, Hänsel und Gretel, den bösen Wolf, Aschenputtel, den Fischer un sin Fru, Tod und Teufel ... Nach- mittag für Nachmittag öffnete er Kindern und Erwachsenen die Wunderwelt seiner Marionetten, ließ sie Grimmsche Märchen am seide- nen Faden erleben. Bis zu 600 Vor- stellungen bestritt das Familien- unternehmen Magersuppe pro Jahr in seinem Domizil in Steinau, die meisten davon waren ausverkauft!Prinzipal Magersuppes selbst- geschnitzte Spielfiguren sind aller- dings nicht nur in der Region be- kannt geworden, er hatte mit den „Holzköppen“ 40 Auftritte in Japan, stand sowohl dort als auch in an- deren Ländern und in der Bundes- republik vor der Fernsehkamera und hat sogar dem dänischen Königs- paar vorgespielt. Neben den Grimm- schen Märchen gehörten immer auch Stoffe aus anderen Kulturen oder jüngeren Epochen zum Repertoire: Pinocchio durfte ebenso wenig fehlen wie die Chinesische Nachtigall oder die alte Geschichte vom Doktor Faustus.Karl Magersuppe wurde 1900 in Kassel geboren und vertauschte eine gutbürgerliche Existenz gegen die des Puppenspielers, nachdem er 1924 von einer Göttinger Studenten- gruppe Bühne, Figuren und Requi- siten erstanden hatte. Die Eröffnungs- vorstellung gab er mit dem „Doktor Faust“ in der Aula der alten Kloster-1978schule in Bad Hersfeld. Das Ensem- ble bestand damals aus Friedrich Herbold, dem späteren Journalisten und Kunstkritiker, Theo Otto, der danach Bühnenbildner in Zürich wurde, Edgar Fuchs, der es zum Oberspielleiter in Lübeck brachte, und dem Pfarrerssohn Fritz Rein- hold. Nach zehn Jahren gab es politisch erzwungene Einbrüche, denn ab 1933 sollte Karl Mager- suppe im Sinne der neuen Macht- haber spielen. Das ging nicht immer gut, denn sein Kasper war nicht linientreu und eckte sehr oft an. Der Zweite Weltkrieg begann, und als der Puppenspieler aus Russland heimkehrte, da hatte der Krieg seine drei Kinder verschlungen, seine Frau starb bald danach und für KarlMagersuppe begann eine Zeit tiefsten Dunkels. Als im Oktober 1949 die alten Spielbücher wieder ans Licht kamen, wurden die Puppen zu neuem Leben erweckt. So zoger fortan mit seiner zweiten Ehe- frau Katharina und mit Elisabeth Schmeiser, dem „Elschen“, durch die Lande. 1955 suchte er per Inserat in einer Kasseler Zeitung eine feste Bleibe und erhielt eine Offerteaus Steinau für den Marstall des Schlosses.In den historischen Mauerndes Städtchens, das auch die Kulisse für die Kinderjahre der Brüder Grimm abgegeben hatte, fand der Figurenspieler seine angemessene Heimat.1525 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES