Page 124 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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124Nachwort von Ruth DefoyDie vielen Monate, in denen ich mich mit den Kulturpreisträge- rinnen und -trägern auseinander- gesetzt und ihre Kurzbiografien geschrieben habe, haben mir viel Freude bereitet. Im dritten Jahr meines Amerika-Aufenthaltes kon- frontierten sie mich mit liebens- werten Persönlichkeiten, die ich bereits seit meiner Kindheit kann- te, wie Helmut Funke, Jochen Beyer, Prinzessin Margarete von Isenburg, Ludwig Sommer und Erland Schneck.Ich begegnete Menschen wie- der, denen ich in meinem Berufs- leben etwas zu verdanken habe, wie meiner journalistischen Men- torin Ilse Werder, oder die mich während meiner Tätigkeit als Kultur- Reporterin beeindruckt haben, wie Angelika und Thomas Kippenberg, Diethard Wies, Günther Keim und Gertrud Rosemann.Dann traf ich auf junge Leute, die ich wiederum schon als Kinder oder Heranwachsende erlebt habe, deren Talente ich erkannte und die ich hier und da ein bisschen för- dern – oder zumindest ermutigen konnte, wie Benjamin Baumann, Peter Henning, die Mitglieder der Papiertheatergruppe und Jeanne- Marie Nigl.Und schließlich lernte ich das künstlerische Schaffen von Frauen kennen, die ich in der Kulturpreis-Jury als streitbare und sehr engagierte Jury-Kolleginnenerlebt habe: Beate Hübner und Susanne Melchert.Die Wiederbegegnungen haben Erinnerungen geweckt, so sah ich mich plötzlich als Vorschulkind aufgeregt hinter Gardinen lauern, um zu sehen, wie Margarete von Isenburg zum Tee bei meiner Großmutter erschien, und spürte noch einmal die maßlose Enttäu- schung darüber, dass da nicht eine in rosa Tüll und Seide gekleidete Märchenprinzessin mit Krönchen den Aufgang heranrauschte, sondern eine behäbige Dame mit Turban. Ich sah mich stocksteif als 8jähri- ge bei Jochen Beyer Modell sitzen für eine Rötelzeichnung und als 13jährige Dritte Geigerin im Schul- orchester – trotz „Wassermusik“ – schwitzen unter dem Dirigat von Musiklehrer Sommer, weil meine Babyspeck-Wurschtelfinger nicht so über die Saiten gleiten wollten, wie sie sollten!Ich fühlte noch einmal den Kloß im Hals und die Anrührung, die mich während einer Auf- führung von Kippenbergs „Albolina“ erfasste, revozierte das ungeteilte Vergnügen als Zuschauerin der Wies’schen „Hühner-Revue“ und spürte der Beklommenheit nach, die ein Probenbesuch bei Keims „Kaspar-Hauser“-Inszenierung auslöste.Impressionen vom kleinen Benjamin Baumann tauchten auf, wie er als Zirkusdirektor souverän25 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES