Page 116 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
P. 116

2000 Pia Eitner Hanau 1978Elfengleich auf der Bühne dahin- zuschweben, sich in schwindeler- regenden Pirouetten zu drehen und in grazilem Sprung in die Arme eines Märchenprinzen zu fliegen, davon träumen viele Mädchen.Pia Eitner hat sich im Alter von 19 Jahren diesen Wunsch erfüllt und ist – staatlich anerkannte – Ballett-Tänzerin geworden!Wie man aus dem Märchen „Die roten Schuhe“ weiß, muss man zum Tanzen einerseits von einer Passion erfüllt sein, anderer- seits braucht man steten Fleiß und enorme Selbstdisziplin, um Aus- bildung und Berufsleben durchzu- stehen.Pia Eitners Lebensweg bestätigt das. Schon als kleines Kind, sagtdie junge Tänzerin, sei sie sehr be- wegungsaktiv gewesen. Sie beginnt mit drei Jahren zu turnen und mit vier Jahren im Studio Shaw in Hanau Ballettunterricht zu nehmen. 1984 wechselt sie an die Ballett- schule Martha Jacob nach Maintal, wo sie achtjährig debütiert. Vier Jahre später, also mit zwölf Jahren, schafft sie den Sprung ans Dr. Hoch’sche Konservatorium in Frankfurt. Das bedeutet, dassdie Elevin nach Schulbesuch und erledigten Hausaufgaben jeden Nachmittag zum Training in die Main-Metropole fährt. Diese inten- sive Ausbildung kann sie nur mit genauester Zeitplanung und unge- brochenem Einsatz absolvieren, denn mittlerweile besucht sie –ebenfalls erfolgreich – den gymna- sialen Zweig der Otto-Hahn-Schule in Hanau. Mit gutem Zeugnis been- det sie ihre Schulkarriere mit der 10. Klasse 1994, um an der Ballett- schule der Oper Leipzig ihre tänze- rische Ausbildung fortzusetzen. Außer traditionellen Fächern wie „Klassisch“, „Pas de Deux“, „Spa- nisch“ und „Jazz“ besteht der Unterricht aus Wirtschaftskunde, Deutsch, Ethik, Tanzgeschichte und Musikerziehung. Der ausge- sprochen stringente – um nicht zu sagen rigide – Studiengang bein- haltet zudem eine halbjährige prak- tische Zwischenprüfung, bei derdie Jugendlichen mit schlechter Leistung von der weiteren Ausbildung ausgeschlossen werden. Pia Eitner schafft das Pensum in nur drei Jahren und erhält 1997 ihr Diplom als staatlich anerkannte Bühnentänze- rin. In den Leipziger Jahren trittsie bereits in Inszenierungen von „Dornröschen“, „Feuervogel“, „Schwanensee“, „Fledermaus“ und „Zar und Zimmermann“ auf.Gleich im Anschluss erhält sie 1997 ein Engagement am Stadt- theater Würzburg, wo sie unter an- derem in Choreografien von Joel Schnee präsent ist.Als 1999 ein neuer Ballettchef nach Würzburg kommt, der die Hälfte des Ensembles entlässt, weil er von seiner früheren Arbeitsstelle Compagnie-Mitglieder mitbringt, wird die junge Tänzerin arbeitslos. Vergeblich bewirbt sie sich inDeutschland, den Niederlanden und in Österreich. Entweder, so Pia Eitner, sei sie zu jung gewesen und habe zu wenig Bühnenerfahrung gehabt oder aber ihre Größe und Figur, ihre Technik oder ihr Aus- druck hätte dem jeweiligen Ballett- direktor nicht gefallen. Erschwerend komme hinzu, dass Sie bei ihrer Körpergröße von 1,75 Metern über dem „Gardemaß“ für Baletttänze- rinnen liege.Als Alternative wählt sie ein Gaststudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Künste in Frankfurt mit der Fachrichtung „Zeitgenössischer Tanz“. Zudem erweitert sie ihre Qualifikationen und Chancen durch Teilnahme an Workshops und Kursen bekannter Persönlichkeiten aus der Ballett- und Tanzszene.Von Mai bis Juni 2000 ist sie beim Tanztheater Koblenz an dem Projekt „Amor und Psyche“ betei- ligt, und in der darauf folgenden Spielzeit hat sie „kleinere Verpflich- tungen“ an der Oper Frankfurt.11625 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES


































































































   114   115   116   117   118