Page 18 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
P. 18
1979 Gerd MendeHamburg 1913 – Gelnhausen 1985Diplom-Ingenieur Gerd Mende hat als Architekt und Hobby-Archäo- loge in seinem Leben Beruf und Berufung miteinander verknüpfen können. Seine Arbeit als Architekt stellte ihn in der Barbarossastadt Gelnhausen vor das Problem, alte Häuser vor dem Verfall zu bewah- ren. So hatte er Anfang der 50er das Haus Kuhgasse 1, damals das älteste Haus Hessens, vor dem Abbruch gerettet. Mit Erfolg bemühte er sich um die Instandsetzung des Johanniterhauses. Er leitete die Restaurierung des Hauses „Syme- ren“ am Obermarkt und ließ das Gebäude der Kreishandwerker- schaft in traditionellem Fachwerk wieder aufbauen. Zu einer Zeit, wo eher Abrisse verfügt wurden, legte er mit Sachverstand und Kunstsinn den Grundstein zur Alt- stadtsanierung und stellte dabei sogar wirtschaftliche Vorteile hin- tan. An der Godobertuskapelle führte er 1972 Grabungen und 1974 – 1976 Restaurierungsarbeiten durch. Von seinen Baustellen überbrachte er dem Heimatmuseum Funde mittel- alterlicher Keramik, Bodenfliesen und Feierabendziegel.Mendes Interesse für die Archäologie war bereits in der Kindheit geweckt worden. 1913 in Hamburg als Kind eines Zeichen- lehrers und Heimatforschers gebo- ren, durchstreifte er mit seinem Vater die Umgebung. Anfang 1950 war es dann sein eigener heran- wachsender Sohn Rainer, der in der Nähe von Wirtheim einenbearbeiteten Hornstein fand und damit die alte Leidenschaft neu entfachte. „Von nun an suchten wir planmäßig und da kam eines zum anderen,“ erinnert sich Gerd Mende.Während mehr als 1.000 Bege- hungen im Gelände zwischen Vogelsberg und Main richtete er sein Augenmerk besonders auf Hügelgräber, Wallburgen und an- dere Flurdenkmale. Im Lauf der Jahre brachte er eine Sammlung von mehr als 200.000 Einzel- stücken steinzeitlicher Bodenfunde zusammen. Mit den anschaulich- sten Objekten gestaltete Mende einen Raum im Heimatmuseum.Wichtigstes Ergebnis seiner Forschungsarbeiten war jedoch der Nachweis, dass in der hiesigen Region schon viel früher Menschen gelebt hatten als bisher angenom- men, nämlich weit in die Altstein- zeit hinein. Er konnte anhand der Steinwerkzeuge Zeugnisse wan- dernder und siedelnder Menschen- gruppen für die Zeitspanne von den ältesten Lithischen Kulturen bis zum Auftreten der Römer belegen.Die wissenschaftliche Aus- wertung seiner Funde veröffent- lichte er in Fachzeitschriften und Geschichtsblättern, er setzte sich auch dafür ein, dass 400 Fund- plätze gesichert wurden, und enga- gierte sich ehrenamtlich in den Landesämtern von Hessen undUnterfranken sowie im Landesamt für Bodenforschung in Wiesbaden. Im Main-Kinzig-Kreis war er Kreis- pfleger für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer und Mitglied des Denkmalbeirates. Die Sencken- bergische Naturforschende Gesell- schaft zog ihn zur Mitarbeit heran und die Universität Köln berief ihn zum Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Früh- geschichte.Das Land Hessen und der Main-Kinzig-Kreis haben Mendes Wirken gewürdigt. 1977 erhielt er den Ehrenbrief des Landes Hessen, 1980 ernannte ihn der Geschichtsverein Gelnhausen zum Ehrenvorsitzenden.1825 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES