Page 200 - Kulturpreisträger_Künstlerprotraits
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2015 Prof. Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz *1944 · Sinntal-Schwarzenfels / *1955 · Gelnhausen-HailerGrimm und Grimmelshausen1804 studierten Jacob und Wilhelm Grimm Jura in Marburg. Dort erschien im selben Jahr ein merk- würdiges Buch. Sein Titel: Kornblumen, sein Autor: Alban. Es handelte sich um ein Almanach, eine Sammlung mit eigenen Gedichten und Gedanken von Alban, die der Rezensent der Allgemeinen Li- teraturzeitung „stellenweise gut“ fand, richtig gut gefielen ihm die Anleihen bei Jean Paul und sol- che Scherze wie die am Schluss platzierte Einlei- tung.Wer war Alban? Ein anderes Pseudonym lautete Markus Hüpfinsholz. Richtig hieß er Karl Hartwig Gregor Freiherr von Meusebach und er war ein enger Freund der Brüder Grimm. Der Freiherr war Jurist, Literaturkenner und -wissenschaftler sowie ein äußerst findiger Bibliophiler. Mit dem Interes- se an „altdeutscher“ Literatur des 16. Und 17. Jahr- hunderts traf er einen Nerv bei den befreundeten Grimm-Brüdern. Die hatten bei ihrem Lehrer Friedrich Carl von Savigny gelernt, historische Texte der Literatur in den Verhältnissen ihrer Ent- stehungszeit zu interpretieren und begannen damit, solche Texte zu sammeln.Grimmelshausens Name und Biographie hatten sich bald nach seinem Tod im Jahre 1676 verloren. In der Romantik wurde er wiederentdeckt, aller-dings als Autor des Simplicissimus, nicht als Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen. Bekannt- lich hatte er sich hinter fast einem Dutzend Ana- grammen versteckt; eines lautete: Melchior Stern- fels von Fuchshaim. Jemand, der sich Markus Hüpfinsholz nannt und leidenschaftlich für deut- sche Barockliteratur interessierte, musste wohl die Frage gereizt haben, wer sich hinter den, auch im Simplicissimus genannten, Pseudonymen verbarg. Zuerst erkannte Herr Hüpfinsholz, dass es Ana- gramme waren, dann probierte und kombinierte er solange herum, bis Herr von Fuchshaim oder von Sulsfort, von Hirschfeld, von Hartenfels als von Grimmelshausen enttarnt war.Zwar ist man allgemein der Ansicht, dass Grim- melshausens wahre Identität erst 1834 entdeckt wurde. Das stimmt aber nicht. In einem Brief des Freiherrn von Meusebach vom 15. August 1823 an Jacob Grimm ist zu lesen, dass dem gelehrten Humoristen der Name des Simplicissmus-Verfas- sers bekannt war.Die Brüder Grimm und Grimmelshausen wurden im (heute so bezeichneten) Main-Kinzig-Kreis ge- boren. Sie gehören zu den bedeutendsten deut- schen Autoren. Sie sind überall auf der Welt be- kannt. Und jetzt weiß man in Gelnhausen und in Hanau, wer den Brüdern Grimm mitgeteilt hat, dass ihr Name die erste Silbe des großen Barock-Prof. Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz · www.boehsar.deKULTURPREISTRÄGER DES MAIN-KINZIG-KREISES


































































































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