Page 25 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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Wissenschaftliche Heimatkunde“, an denen er im Rahmen von Lehr- erfortbildungen 1928, 1930 und 1931 in der Universität Königsberg teilnahm. In der folgenden Zeit war er dann Leiter der Arbeitsgemein- schaft Heimatkunde in Hohenstein und Archivpfleger des Staatsarchivs Königsberg für den Kreis Osterode. „Als solcher hatte ich die Aufgabe, alle in Kirchen-, Adels- und Privatarchiven vorhandenen, aber dem Staatsarchiv unbekannten Archivalien systematisch zu erfassen,“ erkärte er den Zuhörern während der Kulturpreisverleihung. Er fuhr fort: „Durch den Krieg, den ich vom ersten bis zum letzten Tag mitmachte, und die darauffolgende Gefangenschaft wurde der Fortgang meiner Arbeiten natürlich vollständig unterbunden; es sind die Jahre 1939 – 1946. Ich gab damals bereits mein Ost- preußen, meine unvergessliche Hei- mat, für endgültig verloren; denn wir Ostpreußen sagten schonimmer: Wo der russische Bär seine Tatze hinsetzt, da lässt er sie nicht los.“1947 wurde er in den hessi- schen Schuldienst übernommen und war bis zu seiner Pensionie- rung 1964 Realschullehrer in Frankfurt.Die Jahrzehnte des (Un-)Ruhe- standes verbrachte er in Steinau, wo er unter anderem auf dem Mar- stallboden den Staub von Jahrhun- derten aus städtischen Akten streifte und in elf Jahren seine dreibändige Stadtgeschichte verfasste.Im 500 Seiten umfassenden ersten Band (1971) stellte er detailliert die Zeitspanne von der Frühge- schichte bis zur Mitte des 16. Jahr- hunderts dar. Im zweiten Band (1975) beschrieb er auf knapp 600 Seiten den Zeitraum von der 1543 eingeführten Reformation bis zum Übergang Steinaus aus der Graf- schaft Hanau in die Landgrafschaft Hessen-Kassel 1736. Die Ausfüh- rungen verdeutlichten, dass undin welcher Weise Steinau in jener Zeit politischer und kultureller Mittelpunkt im oberen Kinzigtal war. Im dritten Band (1977) spannte er den Bogen auf etwa 400 Seitenbis ins 19. Jahrhundert.Die Steinauer haben ihn zum Dank mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet. Die Hessische Landes- regierung verlieh ihm den Ehren- brief, die „Kreisgemeinschaft Oster- ode, Ostpreußen“ machte ihn zum Ehrenmitglied und überreichte ihm einen Wappenbecher.Seine umfangreiche Material- sammlung über Ostpreußen liegt als „Depositum Hartmann“ im Geheimen Staatsarchiv in Berlin, die ebenso voluminöse Arbeit über Hessen befindet sich als „Deposi- tum Hartmann“ in der Heimatstelle des Main-Kinzig-Kreises.Ernst Hartmann wurde auf dem Friedhof in Steinau an der Straße beerdigt.19812525 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES