1980 welter

1980 · Musik

Horst Welter

Frankfurt am Main 1914 - Maria Taferl 2002



Horst Welter

Auf die Frage, warum er Dirigent geworden sei, hat Horst Welter eine klare Antwort: "Es gab für mich keine Alternative." Seit frühester Jugend hat er von diesem Beruf geträumt und er erinnert sich, dass er damals Plakate von Konzerten malte, deren Dirigent er einmal sein würde. Dass die Ankündigungen lediglich die Speisekammertür in seinem Elternhaus zieren, beeinträchtigt seine Phantasien nicht. Seine Eltern lassen ihm mit sieben Jahren Klavierunterricht erteilen, eine Schülerin von Clara Schumann wird seine Lehrerin und weckt sein Interesse an der Musiktradition des 19. Jahrhunderts.

Seine Kindheit und Jugendjahre verbringt er in seiner Heimatstadt Frankfurt. Hier beginnt er auch seine musikpädagogische Ausbildung, belegt Musikwissenschaften an der Universität sowie Schulmusik an Dr. Hoch’s Konservatorium. An der Hochschule für Musik in Berlin setzt er seine Studien bei den Professoren Paul Hindemith und Kurt Thomas fort und spezialisiert sich auf Chor-, Orchester- und Operndirigate.

1936 übernimmt Horst Welter die Position eines Musikassistenten bei den Olympischen Spielen und ist verantwortlich für die Einstudierung von Chören für die Festlichkeiten. Weitere Stationen sind 1937 Korrepetitor am Stadttheater Cottbus, Wehr- und Kriegsdienst, 1941 Befreiung vom Dienst an der Waffe für ein Engagement am Badischen Staatstheater in Karlsruhe. 1942 und 1943 ist er als Soldat in Belgien Dirigent von mehreren Konzerten am Sender Brüssel und am flämischen Theater in Brüssel.

Die Nachkriegsjahre 1945–1949 verbringt Horst Welter in Friesland und fungiert dort als 1. Kapellmeister am Staatstheater in Wilhelmshaven, als Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters der Kriegsdienstversehrten in Jever sowie als Dirigent des Volkschores Wilhelmshaven.

Zwischen 1949 und 1955 arbeitet er als freischaffender Dirigent, komponiert und dirigiert unter anderem die Musik für 15 Kulturfilme und ist künstlerischer Leiter des Offenbacher Oratorienchores. 1955–1979 lehrt er als Dozent an der Frankfurter Hochschule für Musik und bekleidet seit 1967 das Amt des Musikdirektors in Bad Orb.

In der Kurstadt eröffnet sich ihm, wie er selbst bekennt, die ideale Tätigkeit: "Symphoniekonzerte dirigieren und tagtäglich ohne Proben immer wieder dem Kurorchester meinen musikalischen Willen aufzuzwingen."

Von hier nimmt auch seine internationale Dirigentenkarriere ihren Ausgang, die ihn nach England, Irland, Holland, Ungarn, Rumänien und Polen führt. In über 100 Städten hat er außerdem etwa 200 Musikvorträge gehalten und dabei seiner "2. Begabung" gefrönt: "Menschen durch Einführungen die kulturellen Werte näher zu bringen."

Zu seinen Intentionen in Bad Orb äußert er sich in seiner Dankrede für den Kulturpreis mit den Worten: "Ich verstehe diese heutige Auszeichnung in dem Sinn, weiter Musik zu machen und dem Wohl der Menschen, die bei uns Heilung und neue Kraft für den Alltag suchen, zu dienen. Diese Arbeit ist das Glück meines Lebens."

Als aktiver Musikdirektor ist Horst Welter 1992 nach 25jähriger Tätigkeit verabschiedet worden. In den letzten Jahren gehören szenische Opernaufführungen der Sommerakademie Bad Orb zu den Höhepunkten seiner Karriere. So hat er den Taktstock zu "Figaros Hochzeit", "Cosi fan tutte", "Entführung aus dem Serail", "Zauberflöte" sowie zum "Barbier von Sevilla" geschwungen.